In Rüsselsheim wurde ein traditionsreiches Wohnviertel behutsam nachverdichtet. Die mehrgeschossigen Gebäude greifen zahlreiche Details aus der Umgebung auf und erhalten zugleich ein sehr eigenständiges Erscheinungsbild.
Im unterfränkischen Kitzingen wurde eine lange leerstehende Brauerei in Wohnraum mit urbanen Qualitäten verwandelt. Mit einer gelungenen Mischung aus massivem Kalksandstein-Mauerwerk und erhaltenen Bestandsstrukturen beweisen die Brauhöfe, dass die Themen Nachverdichtung und Umnutzung nicht nur in Großstädten von Bedeutung sind.
Der Druck auf die Großstädte nimmt zu, mehr Raum für Wohnen, Gewerbe und Infrastruktur zur Verfügung zu stellen. Dazu kommen Verkehrsflächen und Parkplätze, gleichzeitig dürfen Grünflächen oder Straßenbäume nicht vernachlässigt werden. Auch Flächen für Ver- und Entsorgung von Gütern und Abfällen sind erforderlich und nicht zuletzt Flächen für die Einsatzfahrzeuge diverser Rettungskräfte, u. a. der Feuerwehr. Welche Regelungen gelten bei Nachverdichtung durch Aufstockung mit Holz?
Im Westen der niederländischen Hauptstadt sind nach einem Entwurf des Architekturbüros LEVS zwei Gebäude mit 68 Wohnungen realisiert worden. Die sogenannten Cubes in der Gerrit Mannourystraat knüpfen an die Nachkriegsarchitektur der benachbarten Gartenstadt an. Gleichzeitig orientieren sich die beiden Komplexe an den neueren Gebäuden in diesem Nachverdichtungsgebiet. Die Anpassung an den architektonischen Kontext vollzieht sich unter anderem durch die Verwendung von Klinkern im Modulformat.
Im Karlsruher Stadtteil Rintheim ergänzen drei Garagenaufstockungen die bestehende Bebauung aus den 1950er- und 1970er-Jahren. Mit diesem Projekt ist es Falk Schneemann Architekten gelungen, verschiedene zukunftsweisende Maß-nahmen umzusetzen: die Nachverdichtung in einer bestehenden Siedlung, das Nutzen von bestehender Infrastruktur ohne zusätzliche Flächenversiegelung durch Aufstocken und das Bauen mit kreislaufgerechten und demontierbaren Konstruktionen.
Die Baubranche sieht sich aktuell vor unterschiedlichen Herausforderungen. In Ballungsgebieten besteht ein akuter Mangel an bezahlbarem Wohnraum. Gleichzeitig erfordert der Klimawandel einen sparsamen Umgang mit Ressourcen und eine Reduktion von Umweltwirkungen bei Errichtung und Betrieb von Gebäuden. Die wesentliche Frage im Forschungsprojekt „Modellvorhaben für den nachhaltigen und bezahlbaren Bau von Variowohnungen“ war daher: Können wir nachhaltig und damit zukunftsfähig bauen und gleichzeitig schnell bezahlbaren Wohnraum in hoher Qualität schaffen?
Auf einer 6.780 m² großen Innenhofbrache eines ehemals gewerblich genutzten Parkplatzes entstand mit dem „GustavsHof“ eine Wohnanlage, bestehend aus sechs Häusern mit 70 Wohnungen. Die Nachhaltigkeit des Projekts spiegelt sich in den Freiflächen, den Maßnahmen zur Ökologie, der Materialwahl und Bauweise sowie den Mobilitätsangeboten wider.
Ein neuer Trend bahnt sich seinen Weg: Immer mehr private Investoren entdecken ihre Chancen im selbstentwickelten Mietwohnungsbau in der Stadt. Die Motivation ist klar: Sie sichern sich damit Einnahmen vom ersten Vermietungstag an und langfristig eine einträgliche „Rente“. Vom zugrunde liegenden „Zinshaus-Modell“ profitieren jedoch alle Beteiligten: Investoren, Mieter und alle Menschen in den Quartieren.
An einem Standort wie München, wo es großen Bedarf an bezahlbaren Mietwohnungen und zugleich knappe Flächen gibt, können innovative Lösungen neue Möglichkeiten aufzeigen. Eine solche hat die städtische Wohnungsbaugesellschaft GEWOFAG im Jahr 2016 als Pilotprojekt umgesetzt: die Parkplatzüberbauung „Dante I“ neben dem Dantebad im Stadtteil Nymphenburg. Das in Holzsystembauweise auf einem Betontisch ausgeführte Projekt stieß auf internationales Interesse und erhielt zahlreiche Auszeichnungen. Erfolgreiche Pilotprojekte verlangen idealerweise nach Wiederholung. Daher begann frühzeitig die Standortsuche für das Folgeprojekt Dante II.
Ressourcen müssen effizienter genutzt und neuer Wohnraum muss geschaffen werden – ohne dabei neue Flächen in Anspruch zu nehmen. Dabei stellen Aufstockungen zur Nachverdichtung bestehender städtischer Strukturen ein adäquates Werkzeug dar. Ein Forschungsprojekt der Ruhr-Universität Bochum und der TU Braunschweig erarbeitet dazu Konstruktionsdetails und bewertet die Aufstockungsmaßnahmen in ökologischer Hinsicht.