Tiefgaragenbegrünung in Kirchheim unter Teck: Vielfalt auf dem Garagendach

Tiefgaragenbegrünung in Kirchheim unter Teck: Vielfalt auf dem Garagendach

Energie, Technik & Baustoffe

Tiefgaragenbegrünung in Kirchheim unter Teck: Vielfalt auf dem Garagendach

Text: Dipl.-Wirt.-Ing. (FH) Sandra Schöll | Foto (Header): © ZINCO GMBH

Das neue Steingauquartier in Kirchheim unter Teck – städtebauliches Leuchtturmprojekt der Internationalen Bauausstellung IBA 2027 Stuttgart – ist nahezu autofrei. Die Pkws verschwinden dezent in den sieben Tiefgaragen. Zwischen den Häusern ist in diesem Quartier dadurch für alle Generationen jede Menge Platz, um zu flanieren, zu spielen und sich zu treffen.

Auszug aus:

Das Steingauquartier entstand auf dem 3,5 ha großen Areal des früheren „Einkaufszentrum für Alle“ (EZA), das im Besitz der Nanz-Gruppe war und lange Zeit brachlag. Nachdem die Stadt Kirchheim die Fläche zunächst als Ganzes erworben hatte, wurden die Grundstücke in einem Konzeptverfahren an lokale Bauträger, Baugruppen und Einzelbewerber vergeben, um Wohnvielfalt und Gemeinwohlorientierung zu gewährleisten. Jetzt sind auf sieben Baufeldern Eigentums-, Miet- und Sozialwohnungen, Appartements und betreute Wohngemeinschaften entstanden. Wenn bis 2024 alle 350 Wohneinheiten vollends fertiggestellt sind, werden hier etwa 800 Menschen leben und vor ihrer Haustür auch zum Essen, Einkaufen oder zum Arzt gehen können, denn Gastronomie, Gewerbe- und Praxisflächen gibt es gleichermaßen. Ein kurzer Weg ist es auch zur S-Bahn-Haltestelle für alle, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Schule oder Arbeit fahren. Ein lebendiges Quartier für alle Generationen ist entstanden mit Menschen, die wertschätzen, ihre Nachbarn zu kennen. Gemeinschaftsräume wie Werkstätten fördern das soziale Miteinander und die Tiefgaragenbegrünungen sind wie ein zweites Wohnzimmer, wo sich das Leben zusammen draußen abspielt.

Begrünungstechnik für bunte Vielfalt

Die 930 m² große Tiefgaragenbegrünung in Baufeld 2 ist umgeben von sieben Gebäuden und zwischen ihnen über vier Wege zugänglich. Vonseiten der Friedrich-Tritschler-Straße, in der auch die Tiefgarageneinfahrt liegt, ist die Fläche sehr gut für Pflegemaßnahmen befahrbar. Bauträger und Planungsbüro dieses Baufelds 2 war die ortsansässige BWR BauWerk Rudolph GmbH. Mit der detaillierten Ausgestaltung der Tiefgaragenbegrünung wurden Thiede Landschaftsarchitekten beauftragt, und die Ausführungsarbeiten übernahm der Garten- und Landschaftsbaubetrieb Grün-Teck GmbH – ebenfalls beide ortsansässig. Die Basis für jegliche Nutzungsvarianten ist auf dieser Tiefgaragendecke der multifunktionale ZinCo-Systemaufbau „Dachgarten“ mit Floradrain FD 60 neo, da hier aufgrund der geplanten Intensivbepflanzung eine hohe Wasserspeicherfähigkeit gefragt ist.

1 | Die Drän- und Wasserspeicherelemente Floradrain FD 60 neo sind Kernelement im ZinCo-Systemaufbau „Dachgarten“.
Foto: GRÜN-TECK GMBH

2 | Oberhalb der mit dem Systemfilter abgedeckten Dränageschicht variiert der weitere Aufbau für die begrünten bzw. die befestigten Flächen.
Foto: THIEDE LANDSCHAFTSARCHITEKTEN

Wasserspeicher und Dränage

Auf der mit einem Flüssigkunststoff abgedichteten WU-Betondecke verlegte die Firma Grün-Teck GmbH zuerst die Trenn- und Gleitfolie TGF 20, und zwar doppellagig. Dies ist unter Fahrbelägen relevant, um die durch Beschleunigen, Bremsen oder Lenken auftretenden Horizontalkräfte abzuleiten. Es folgten die mechanisch hoch belastbare, wasser- und nährstoffspeichernde Isolierschutzmatte ISM 50 und darauf die Drän- und Wasserspeicherelemente Floradrain FD 60 neo als Kernstück im ZinCo-Systemaufbau. Die großen Wasserspeichermulden dieser 60 mm hohen Elemente wurden in den Pflanzbereichen mit dem Tonziegelsubstrat Zincolit Plus verfüllt. In den Elementen wird Niederschlagswasser gespeichert und etwaiger Überschuss über das unterseitige Kanalsystem sicher abgeleitet – selbst über große Entwässerungslängen. Damit die Dränagefunktion nicht durch einschwemmende Feinteile aus der Substratschicht beeinträchtigt wird, folgt im Aufbau das Systemfilter SF als Abdeckung.

Schwungvolle Bepflanzung

Interessant an der gesamten Grünflächenplanung sind die geschwungene Linienführung und unterschiedliche Höhenniveaus über das Gelände. Die jeweiligen Bereiche sind mit Cortenstahl voneinander abgegrenzt und laufen fließend aus. In den Pflanzflächen dienen Ziegelsplitt, Bims und Lava als Vegetationstragschicht mit rund 30 cm Untersubstrat und 20 cm Obersubstrat. In Teilbereichen erreicht das Untersubstrat Schütthöhen von 60 bis 70 cm, um Sträuchern und Gehölzen ausreichend Wurzelraum zu bieten. Der Bepflanzungsplan der Thiede Landschaftsarchitekten umfasst mit über 60 verschiedenen Pflanzenarten eine große Artenvielfalt, darunter allein 19 verschiedene Gehölze und 21 unterschiedliche Staudenarten. So kamen ungefähr 2.800 Pflanzen aufs Dach, welche in Charakter, Farbe und Größe sehr harmonisch zusammenspielen.

Oberflächengestaltung und Ausstattungen

In den Bereichen der Wege und befestigten Flächen war im Gegensatz zu den begrünten Bereichen zwingend darauf zu achten, dass die Floradrain-Elemente mit ihren Diffusionsöffnungen nach unten verlegt werden, damit hier kein Wasser stehen bleibt. Auch in dieser Position können Mulden von Floradrain FD 60 neo verfüllt werden, um die gewünschte Druckfestigkeit des Aufbaus zu erzielen. Allerdings benötigt es jetzt Füllmaterial, das kein Wasser speichern kann: in diesem Fall Edelsplitt der Körnung 2/5. Es folgte das Systemfilter SF und darauf eine 20 bis 25 cm hohe Schottertragschicht in der Körnung 16/32. Als Deckschicht kamen weitere 3 bis 5 cm Edelsplitt. Für die Pflegezufahrt sind in diese Bettung 8 cm hohe Pflastersteine verlegt, während in den Gehbereichen der Edelsplitt selbst als Oberflächenbelag fungiert.

Kaskadenentwässerung

Die umliegenden sieben Gebäudedächer des Baufelds 2 – zusammen rund 2.200 m² Dachfläche – werden ebenfalls über die innen liegende Tiefgaragenbegrünung entwässert. Die Extensivbegrünungen der vier Flachdachgebäude nehmen Regenwasser so lange in sich selbst auf, bis sie wassergesättigt sind. Fällt mehr Regen, gelangt dieses Überschusswasser über Fallrohre auf die Tiefgaragendecke. Durch diese Kaskadenentwässerung fließt der Intensivbegrünung also ein „Mehr“ an Wasser zu, das dort pflanzenverfügbar ist bzw. dann als Überschuss in die Kanalisation gelangt. Im gesamten Steingauquartier ist dank Begrünung sämtlicher flachen Gebäude- und Tiefgaragendecken ein sehr guter Regenwasserrückhalt erzielt.

Die Autorin


Dipl.-Wirt.-Ing. (FH) Sandra Schöll
Pressestelle ZinCo GmbH
Weitere Informationen unter www.zinco.de.

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