Widerstandsklassen bei Fenstern und Türen: Wie sicher ist „sicher“?

Widerstandsklassen bei Fenstern und Türen: Wie sicher ist "sicher"?

Energie, Technik & Baustoffe

Widerstandsklassen bei Fenstern und Türen: Wie sicher ist „sicher“?

Text: Michael Döppner | Foto (Header): © LEOPOLD FEUERSTEIN HOLZTECHNIK GMBH

Das Bedürfnis nach Schutz und Sicherheit gilt auch und besonders für die eigenen vier Wände. Der Schutz materieller und immaterieller Werte im Haus oder in der Wohnung hängt auch vom Schutz ab, den Sicherheitssysteme für Fenster und Türen gewährleisten. Die DIN EN 1627 ff. beschreibt dabei die Forderungen an die Eigenschaften einbruchhemmender Fenster, Fenstertüren und ihre Klassifizierung.

Auszug aus:

Alle 3 bis 5 Minuten wird in Deutschland eingebrochen. Rund 8 von 10 Einbrüchen finden tagsüber statt, ca. 30 % aller Einbrüche werden an Wochenenden verübt, zu 90 % in Abwesenheit der Bewohner. In Ein- und Mehrfamilienhäusern erfolgen Einbrüche zu 58 % über Fenster und Terrassentüren im EG, zu 23 % über Hauseingangstüren, zu 8 % über Fenster und Balkontüren im 1. OG und zu 11 % über Nebeneingangstüren und Kellerfenster.

Bild: LEOPOLD FEUERSTEIN HOLZTECHNIK GMBH

Notwendigkeit der Einbruchhemmung

Einbrecher suchen fast immer den Weg des geringsten Widerstandes“, erläutert Veit Schiemann von der Hilfsorganisation Weißer Ring in Mainz. Und den fänden sie häufig durch ältere Fenster und Türen ohne zeitgemäße Sicherheitsausstattung. Helmut Rieche von der Initiative „Nicht bei mir!“ aus Berlin kann die Bedeutung von Schutzmaßnahmen nur bestätigen: „Knapp 40 % der Einbrüche in Deutschland scheitern an der richtigen Sicherheitstechnik.“

Eine Grundregel der Sicherheitstechnik lautet: Die mechanische Grundsicherung eines Objekts muss stets die unverzichtbare Basis des jeweiligen Sicherungskonzepts darstellen. Elektronische Sicherungen können mechanische nur ergänzen, niemals aber ersetzen. Denn sie melden den Einbruch nur, verhindern ihn aber nicht. Auch wenn der Alarm ausgelöst wird, könnten Einbrecher eindringen und anwesende Bewohner gefährden. Gute mechanische Sicherungen setzen dem Angreifer hohen Widerstand und massive Zeitverzögerung entgegen. Einen Fehlalarm kennen sie nicht. Experten der Kriminalpolizei sowie der Sicherungsbranche räumen deshalb dem mechanischen Grundschutz absoluten Vorrang vor elektronischen Systemen ein.

Die Widerstandsklassen

Fenster und Eingangstüren sind in Ein- und Mehrfamilienhäusern das beliebteste Angriffsziel. Die Einbrecher überwinden die Fenster und
Fenstertüren laut Bayerischem Landeskriminalamt zu 71 % durch Aufhebeln, Aufbohren der Fensterprofile, zu 18 % durch Glasdurchbruch, zu 3 % durch Kellerschächte und zu 8 % durch offene oder gekippte Fenster.

Diesem Vorgehen der Täter versucht man, durch Normierung entgegenzutreten. Die DIN EN 1627 ff. beschreibt die Forderungen an die Eigenschaften einbruchhemmender Fenster, Fenstertüren und ihre Klassifizierung. Die Forderungen der DIN berücksichtigen dabei nicht nur das reine Fensterelement, sondern auch die Montage des Elements in die umgebende Wand. In einer Bauteilprüfung nach DIN EN 1627 ff. werden einbruchhemmende Fenster und Fenstertüren in sechs verschiedene Widerstandsklassen (Resistance Class) eingestuft:  C1 N bis RC6. In jeder Widerstandsklasse wird von unterschiedlichen Tätertypen und unterschiedlichem Tatverhalten, d. h. der mutmaßlichen Arbeitsweise des Täters, ausgegangen. In der Praxis haben sich die Widerstandsklassen RC2 bis RC5 als relevant herausgestellt, für Sicherheitsexperten beginnt die eigentliche Sicherheit erst ab der Widerstandsklasse RC3.

Die tatsächliche Auswahl der Widerstandsklasse liegt in der Verantwortung der Anwender wie Bauherren, Architekten, Sicherheitsberater oder Versicherungen, der Hersteller ist in der Regel beratend tätig. Die finanziellen Möglichkeiten der Interessenten spielen bei der Auswahl eine wesentliche Rolle. Der Kunde will sein Geld nur in qualitativ zuverlässige Maßnahmen investieren, die den Zweck auch  tatsächlich erfüllen. Für ein einbruchhemmendes Bauelement muss nicht selten doppelt oder dreimal so viel bezahlt werden wie für eine Standardkonstruktion.

Geprüfter und zertifizierter Einbruchschutz

Die Herstellung und Montage einbruchhemmender Holzfenster erfordert viel Know-how. Diese Kenntnisse muss der Hersteller gemäß den Forderungen aus den DIN-Normen 1627 ff. durch eine Prüfung nachweisen. Der Nachweis der Normenkonformität hat an einer anerkannten Prüfstelle zu erfolgen.

Prüfablauf

Im Prüfablauf wird in folgender Reihenfolge untersucht:

  1. Widerstandsfähigkeit unter statischer Belastung gemäß EN 1628
  2. Widerstandsfähigkeit unter dynamischer Belastung gemäß EN 1629
  3. Widerstandsfähigkeit gegen manuelle Einbruchversuche – Vorprüfung gemäß EN 1630
  4. Widerstandsfähigkeit gegen manuelle Einbruchversuche – Hauptprüfung gemäß EN 1630

Mit der Zertifizierung der einbruchhemmenden Sicherheitsfenster und Sicherheitsfenstertüren wird darüber hinaus gewährleistet, dass die in der Prüfung nachgewiesenen einbruchhemmenden Eigenschaften auch in der Produktion umgesetzt und auf Dauer eingehalten werden.

Prüfung und Zertifizierung schaffen somit die Vertrauensbasis bei der Auswahl einbruchhemmender Bauteile. Von den polizeilichen Beratungsstellen werden nur geprüfte und zertifizierte Hersteller empfohlen. Mit weniger sollte bzw. darf sich der Bauherr nicht zufriedengeben.

Der Autor


Michael Döppner
Michael Döppner hat Betriebswirtschaftslehre in Würzburg studiert. Nach Stationen in den USA (Start-up Gesundheitswesen) und in Rüsselsheim (Adam Opel AG) kehrte der Diplom-Kaufmann 2002 in das Familienunternehmen Feuerstein nach Dipperz zurück. Die
Feuerstein Holztechnik GmbH, die als führender Anbieter von einbruch- und beschusshemmenden Fenstern und Türen aus Holz in Deutschland gilt, leitet er als Geschäftsführer in der vierten Generation.

www.sicherheitsfenster-din.de

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