Turley Areal in Mannheim: Alte Kaserne, neue Nutzung

Turley Areal in Mannheim: Alte Kaserne, neue Nutzung

Realisierte Objekte

Turley Areal in Mannheim: Alte Kaserne, neue Nutzung

Foto (Header): © Stefan Müller, Berlin

Wie muss ein ergänzender Neubau auf den Bestand reagieren und was ist hierbei angemessen? Fragen, die Max Dudler mit seinem Projekt auf dem Turley Areal in Mannheim gekonnt beantwortet. Das neu entstandene Quartier verknüpft den 120-jährigen Altbau einer ehemaligen Kaserne stimmig mit drei monolithischen Neubauten. Dafür erhielt das Projekt aktuell die Hugo-Häring-Auszeichnung 2023 des BDA Kreisgruppe Mannheim und ist im Rennen um den großen Landespreis 2024. Zugleich war es für den DAM Preis 2023 nominiert, mit dem das Deutsche Architekturmuseum herausragende Bauten in Deutschland würdigt.

Auszug aus:

Atmosphärisch wird das Viertel von der reduzierten, vom Bestand inspirierten Architektursprache geprägt. Die Bebauung zeichnet sich durch einen klaren Materialkanon und die massive, ohne zusätzliche Dämmung auskommende Ziegelbauweise aus. Verbaut wurden Poroton-S-Ziegel von Wienerberger.

Hier wird Geschichte spürbar

1899 wird die Kaiser-Wilhelm-Kaserne in Mannheim in Betrieb genommen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 übernimmt sie die US-Armee und nutzt sie unter dem Namen „Turley Barracks“ bis 2007 aktiv als Stützpunkt. Seit 2012 entsteht auf den Flächen im Mannheimer Stadtteil Neckarstadt-Ost ein neues Stadtquartier: 13 ha werden zu einer urbanen Mischung verschiedener Wohnformen, öffentlicher Nutzung und Gewerbe und schaffen Raum für insgesamt 1.700 Bewohner und 650 Arbeitsplätze.

Als Teil der Umwandlung des ehemaligen Kasernengeländes besteht der von Max Dudler gestaltete Quartiersbereich aus zwei Wohngebäuden, einer Kita und einem denkmalgeschützten Kasernengebäude aus der Kaiserzeit. Im Zusammenspiel mit dem Bestandsbau als prägendem Element entsteht eine spannende Symbiose aus Alt und Neu. Die drei monolithischen Neubauten bilden gemeinsam mit dem Bestandsbau ein Karree und gruppieren sich zu einem neuen zentralen Stadtplatz. Etwas erhöht ge­legen, gliedert dieser die Freiflächen auf dem Gelände und wird zum sozialen Ort für die Bewohner. Gassen, Rücksprünge und Gebäudehöhen entwickeln sich aus der städtebaulichen Situation.

In den zwei neuen Wohngebäuden sind 19 Wohnungen mit zwei bis fünf Zimmern entstanden, Ein gemeinsames Untergeschoss verbindet beide Bauten und bietet neben Keller-, Wasch- und Trockenräumen eine Tiefgarage. Zusätzlich wurden in den Erdgeschossen der Wohnbauten Büroflächen und eine Galerie angeordnet, um den Stadtraum zu beleben. Die Kita bietet Platz für 40 Kindergarten- und 20 Krippenkinder.

Schon beim Eintreten in das Quartier spürt man die starken Beziehungen zwischen den einzelnen Gebäuden. Zurückhaltend, schlicht und geradlinig in ihrer Erscheinung, passen sich die Neubauten an den Bestand an. Bei der Wahl von Materialität und Farbgebung stand der Zusammenklang von alter und neuer Architektur im Fokus. „Dieser Stadtraum fasziniert und überzeugt mit Atmosphäre, Proportion, Maß, Ruhe und Lebendigkeit“, so fasst es die Tübinger Architektin Maren Dannien, Jurymitglied der Hugo-Häring-Auszeichnung 2023, zusammen.

1 | Im Zusammenspiel mit dem Bestandsbau als prägendem Element entsteht eine spannende Symbiose aus Alt und Neu.
FOTO: STEFAN MÜLLER, BERLIN

Damals und heute ohne zusätzliche Dämmschicht

Wie schon im 19. Jahrhundert sollte massiv und einschalig gebaut werden — reduziert auf das Wesentliche und ohne zusätzliche Dämmschicht. Die Gebäude beschränken sich auf wenige einfache Materialien: verputzter Ziegel, tragender Stahlbeton, Holz und Stahl. Mit ihren massiv aus Poroton-Ziegeln gemauerten Wänden beruht die Architektur auf einer zukunftsträchtigen wie traditionellen Bauweise. Ganz im Sinne des reduzierten Konzepts wählten die verantwortlichen Architekten rund um Max Dudler einen Ziegel, der es erlaubt, ohne Zusatzdämmung ein energetisch funktionierendes Gebäude im KfW-55-Effizienzhausstandard zu bauen. Der Poroton S10-MW mit einer integrierten Füllung aus Mineralwolle erfüllte dabei in einer Wandstärke von nur 36,5 cm alle Anforderungen an Energieeffizienz sowie Statik, Schall- und Brandschutz. Mit einem neutralen Kalkgipsputz für die Innenwände und einem 2 cm starken, mineralischen Leichtputz für die Fassade zeigen sich die Gebäude von beiden Seiten authentisch und bürgen für eine solide, nachhaltige Bausubstanz.

Weitere Informationen unter
www.wienerberger.de

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