Wohnungsbau-Offensive Hannover: Aufenthaltsqualität statt Verdichtung

Wohnungsbau-Offensive Hannover: Aufenthaltsqualität statt Verdichtung

Realisierte Objekte

Wohnungsbau-Offensive Hannover: Aufenthaltsqualität statt Verdichtung

Text: Peter Theissing | Foto (Header): © OLAF MAHLSTEDT / KS-ORIGINAL

Im Rahmen von Hannovers groß angelegter Wohnungsbau-Offensive steht ein weiteres Wohnquartier kurz vor der Fertigstellung. Mit dem „Buchholzer Grün“ entstehen im Osten der Stadt auf dem Areal eines inzwischen rückgebauten Krankenhauses 400 neue Wohnungen. Die Grundlage für die Neubebauung lieferte das Architekturund Stadtplanungsbüro morpho-logic. Mit seinem Konzept rückt es vor allem die hausnahen Qualitäten des Außenraums in den Vordergrund.

Auszug aus:

Der Wettbewerb um die Masterplanung für das neue Quartier, initiiert von der Landeshauptstadt Hannover und der hanova WOHNEN, fand bereits 2013 statt. Fragt man Architekt Michael Gebhard, worin die Zielsetzungen bestanden haben, so erinnert er sich: „Die Anforderungen waren u. a. die eines attraktiven und lebendigen Wohnquartiers.“ Obwohl diese Formulierung in zahlreichen Wettbewerbsauslobungen zu finden ist, gestaltet sich die Umsetzung jedoch oftmals schwierig. Allzu viele Quartiere seien schon in ihrer Konzeption zu sehr nur auf die zum Zeitpunkt des Planungsbeginns vorherrschenden Randbedingungen geplant, bestätigt Gebhard. Die Folge sei eine zu geringe konzeptionelle Offenheit, um auf Veränderungen und Entwicklungen im eigenen Umfeld reagieren zu können. Um die Zukunftsfähigkeit der Planung gewährleisten zu können, sei die Schaffung von Alltagsqualität beim Entwurf für das heutige „Buchholzer Grün“ daher ein essenzielles Anliegen gewesen und konnte auch die Auftraggeberinnen überzeugen.

Hausnahe Kommunikationsräume schaffen

„Alltagsqualität bedeutet für uns, dass wir versuchen, für die tagtäglichen Aktivitäten aller Stadtbewohner Räume bereitzustellen, die über das übliche quantitative sowie funktionale Minimalangebot weit hinausgehen“, erklärt Gebhard. So wurden von den insgesamt 70.000 m², die zur Verfügung standen, gerade einmal 32.000 m² bebaut, zugunsten von quartiersprägenden Angern: Großzügige, multifunktionale Freiräume, die allen hausnahen Aktivitäten einen Platz bieten und für alle Bewohner ein offenes Angebot darstellen sollen. Mit diesem Gestaltungsmittel gibt morpho-logic einen Impuls für den Umgang mit dem massiven Raumdefizit für hausnahe Kommunikationsräume, das in vielen Bereichen von Städten herrscht. „Ein wesentlicher Faktor unseres Zusammenlebens ist die lokale Kommunikation, die durch die Pandemie stark eingeschränkt wurde. Sie hat uns vor Augen geführt wo in unserem Alltag räumliche Prioritäten gesetzt sind und wo nicht“, so der Architekt.

Ein Teil der Stadt

Mit Lockerungen, Verdichtungen und Höhenakzentuierungen reagieren die Gebäude auf den umgebenden Bestand. Während sich die Bebauung nach Westen und Süden in Richtung des Mittellandkanals auflockert, verdichtet sie sich nach Norden, um dem Lärm der stark befahrenen Podbielskistraße entgegenzuwirken. Noch in diesem Jahr sollen auch die letzten Bauabschnitte fertiggestellt werden. Insgesamt entstehen hier 400 Wohnungen – 25 % davon sind öffentlich gefördert.

Bei den Gebäudetypologien entschied sich das Team von morpho-logic für einen Mix aus mehrgeschossigen Wohngebäuden und Stadthäusern. Hinzu kommt ein Bürogebäude am nördlichen Rand des Grundstücks sowie eine im Süden gelegene Kita. Die ehemalige Krankenhauskapelle wird, als jetzt freistehender Baukörper, zum Teil der neuen Gestaltung.

Weniger als die Hälfte des 70.000 m² großen Areals wurde bebaut zugunsten großzügiger, gemeinschaftlicher Grünflächen.
ABBILDUNG: MORPHO-LOGIC

Einheitlich, aber individuell

Um über den Mix der Typologien hinaus zusätzliche Individualität zu schaffen, wurde das gesamte Gebiet in Cluster unterteilt. Ihre Planung wurde im Rahmen mehrerer Wettbewerbe vergeben, ebenfalls durchgeführt von der hanova WOHNEN.

Das Ergebnis sind Gebäude, die ihren Bewohnern mit Dachterrassen, Loggien und Balkonen über die Anger hinweg eine hohe Wohnqualität bieten. Ihre Backsteinfassaden schaffen ein ortstypisches, einheitliches Erscheinungsbild, unterscheiden sich jedoch in ihrer Farbigkeit und zum Teil fein ausgearbeiteten Ornamenten und Reliefs.

So auch der viergeschossige Wohnungsbau von Westphal Architekten BDA mit Sitz in Bremen, der im Auftrag des Spar- und Bauverein eG errichtet wurde. Während die geschlossene Gestalt des Erdgeschosses durch ihre strukturelle Fassade belebt wird, öffnen sich die folgenden drei Geschosse zum Anger auf der Südseite. Sechs mal drei große Rahmen unterteilen das kompakte Gebäude und umfassen jeweils eine Wohnung. Zudem begrenzen sie die Außenbereiche der Wohnungen und heben sich mit einer anthrazitgrauen Vorhangfassade von der ansonsten orangeroten Farbgebung ab.

Variierende Gebäudehöhen und Fassadengestaltungen sorgen für Abwechslung.
FOTO: OLAF MAHLSTEDT / KS-ORIGINAL

Die Südseite des viergeschossigen Wohnungsbaus von Westphal Architekten BDA aus Bremen, der im Auftrag des Spar- und Bauverein eG realisiert wurde, kennzeichnet sich im Bereich der Obergeschosse durch großmaßstäbliche Öffnungen.
FOTO: OLAF MAHLSTEDT / KS-ORIGINAL

Zukunft ganzheitlich gedacht

Die tragende Basis für die abwechslungsreiche Fassadengestaltung bildet hier, wie auch bei einem Großteil der restlichen Neubauten, das großformatige Kalksandstein-Bausystem KS‑PLUS von KS-Original. Aufgrund der örtlichen Nähe des KS-Werks zum Baugebiet konnten die Steine kurzfristig und zuverlässig, entsprechend dem aktuellen Bauabschnitt geliefert werden. Aus den drei natürlichen Rohstoffen Kalk, Sand und Wasser hergestellt und unter Wasserdampfdruck bei ca. 200 °C gehärtet, besitzen sie eine besonders hohe Rohdichte und Druckfestigkeit. Die daraus resultierende Lebensdauer der Gebäude von weit über 100 Jahren macht das Quartier daher nicht nur aus stadtplanerischer, sondern auch aus konstruktiv-nachhaltiger Sicht zukunftsfähig.

Der Autor


Peter Theissing
Geschäftsführer

KS-ORIGINAL GmbH
www.ks-original.de

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