Wohnpark in Berlin: Multifunktionaler Leuchtturm

Wohnpark in Berlin: Multifunktionaler Leuchtturm

Realisierte Objekte

Wohnpark in Berlin: Multifunktionaler Leuchtturm

Text: ??? | Foto (Header): © GEWERS PUDEWILL

In Berlin Köpenick plante Gewers Pudewill zusammen mit der Hoch- und Tiefbau Generalplanung Schröder GmbH ein Wohnensemble mit elf Wohngebäuden inklusive Tiefgarage, Gewerbe und Kindertagesstätte. Nach zehnjährigem Baustillstand dient dieser Wohnkomplex der Auftraggeberin degewo AG, Berlins größter Wohnungsbaugesellschaft, als Leuchtturmprojekt beim Wiedereinstieg in den Wohnungsbau.

Auszug aus:

Das Grundstück, auf dem der Wohnkomplex steht, liegt in der Nähe der belebten Bahnhofsstraße in Köpenick mit einem großen Angebot an Einzelhandel und Dienstleistungen. Auch die gute Anbindung an den ÖPNV verleiht der Wohnbebauung urbane Qualitäten. Die Nähe zur Spree und zum unmittelbar angrenzenden Maria-Jankowski-Park ergänzen diese um Faktoren der Naherholung.

Die städtebauliche Figur besteht aus vier Mehrfamilienhäusern, die die Joachimstraße flankieren, sowie einem L-förmigen Gebäude, welches das Ensemble zur belebten Lindenstraße hin abschließt. Zusammen schirmen die fünf Blockrandgebäude den grünen Innenbereich der Siedlung gegen die störenden Einflüsse der Innenstadt ab. Fünf weitere Baukörper stehen wie Teile konzentrischer Ringe lotrecht zu den Randgebäuden. Diese Hofhäuser bilden eine kammartige Struktur, die sich zum Maria-Jankowski-Park öffnet. In ihren Zwischenräumen verzahnt sich die neue Bepflanzung mit altem Bestand und lässt ruhige, gemeinschaftlich genutzte Freibereiche entstehen. Sowohl die denkmalgeschützte Villa der Fabrikantenfamilie Oetting – deren Sohn Joachim Namensgeber der Joachimstraße wurde – wie auch das Naturdenkmal, eine große Blutbuche am Park, werden respektvoll integriert. Ihre Qualitäten wirken weit in das Projektgebiet hinein.

Erschließung

Die Erschließungen der elf Häuser erfolgt hauptsächlich von der Joachimstraße aus über einen an der Grundstückaußenseite umlaufenden Geh- und Fahrweg. Der Durchgang zwischen der Joachimstraße und der nahen Bahnhofstraße wird durch schließbare Toranlagen an der Südgrenze des Grundstücks auf die Bewohner der Siedlung beschränkt.

Baubeschreibung

Die elf Einzelbaukörper verfügen über je vier Vollgeschosse, an der Lindenstraße kommen fünf Vollgeschosse zur Ausführung. Alle Gebäude haben jeweils eine Tiefe von 12,80 m. Die Dachgeschosse messen in der Tiefe 10,70 m. Wie von der Bauherrin gewünscht, gibt es eine breite Mischung unterschiedlicher Wohnungstypen und Wohnungsgrößen. Dies entspricht der Nachfrage vor Ort: Kompakte Wohnungen für Alleinstehende mit geringem Einkommen, eine Vielzahl an barrierefreien Wohnungen unterschiedlicher Größe, rollstuhlgerechte Wohnungen sowie mittlere und große Wohnungen für Familien mit mittlerem Einkommen werden angeboten. Die Anzahl und Fläche der barrierefreien Wohnungen übersteigen die bauordnungsrechtlich geschuldeten Werte deutlich. Viele Wohnungen verfügen über keine Kellerräume. Deren notwendige Abstellräume befinden sich innerhalb der Wohnungen. Dies kommt auch wieder dem Ziel des barrierefreien Bauens entgegen.

Viel Wert wurde auf nachbarschützende Aspekte gelegt: Dies reicht vom spürbar erhöhten Schallschutz der Wohnungen untereinander bis hin zu den über das Mindestmaß hinaus freigehaltenen Abständen zu den Nachbargrenzen.

Die Lage der Wohnbebauung besticht durch die gute Anbindung an den ÖPNV und die Nähe zur Spree und zum Maria-Jankowski- Park.
GRAFIK: GEWERS PUDEWILL

Ein bunter Wohnungsmix gewährleistet, dass viele verschiedene Zielgruppen angesprochen werden.
FOTO: GEWERS PUDEWILL

Gebäudestruktur

Das Eckgebäude Lindenstraße/Joachimstraße bildet den städtebaulichen Abschluss des Gebäudeensembles. In der Nutzung kommt ihm eine Sonderrolle zu. So ist über vier Geschosse an der Gebäudeecke Gewerbe angeordnet. Im Erdgeschoss befindet sich ein Gemeinschaftsraum der degewo, der den Mietern der Siedlung zur Nutzung angeboten wird: Hier können Familienfeiern veranstaltet und Vereinssitzungen abgehalten werden. Ebenfalls im Erdgeschoss sowie im 1. OG in der Lindenstraße befindet sich eine 5-gruppige Kindertagesstätte, die Platz  ür ca. 80 Kinder und deren Betreuer bietet. Im Innenhof verfügt die Einrichtung über eine Spielterrasse und großzügige Freiflächen. Zur Joachimstraße hin sowie ab dem 2. OG dient das Gebäude der Wohnnutzung. Die Wohnungen in den oberen Geschossen haben zum Innenhof orientierte Balkone. Die geförderten Wohnungen in diesem Bauteil sind rollstuhlgerecht. Im 4. OG begibt findet sich zudem eine Elf-Zimmer-Wohnung, die für eine Wohngemeinschaft mit ihren Betreuern konzipiert ist. In den Wohngebäuden entlang der Joachimstraße sind für die Deutsche Multiple-Sklerose Gesellschaft (MSG) zwölf Wohneinheiten untergebracht, die rollstuhlgerecht konzipiert wurden.

Nach Süden orientiert, sind an den Gebäuden entlang der Joachimstraße Terrassen über Geländeniveau konzipiert. Sie bieten für die Wohnungen im Hochparterre privaten Rückzugsraum mit Bezug zu den großzügigen, grünen Innenhöfen. Die Wohnungen haben in den oberen Geschossen zumeist nach Süden ausgerichtete Balkone.

Die fünf Hofgebäude sind nach Ost-West orientiert, die Wohnungen richten sich nach Südwesten aus. Mit den vorgelagerten Balkonen  zw. Terrassen ergeben sich so optimal zur Sonne orientierte Wohnungen, die im Zusammenspiel mit den grünen Innenhöfen eine besonders hohe Wohnqualität bieten. Die dritten Obergeschosse springen jeweils um ca. 2 m zurück und ermöglichen somit großzügige Dachterrassen mit freiem Ausblick nach Südwesten.

Die innere Gebäudestruktur ergibt sich aus der klassischen Anordnung der Treppen- bzw. Aufzugskerne zur Straße bzw. zum Weg – bei den reinen Wohngebäuden jeweils zentral in der Mitte des Gebäudes. Die Gebäude entlang der Joachimstraße sind im Erdgeschoss als Vierspänner bzw. in den Obergeschossen teilwiese mit fünf Wohnungen an einem Treppenhauskern ausgelegt. Die Hofhäuser sind in
den Regelgeschossen Zwei- oder Vierspänner.

Der Eingang zur Kindertagestätte erfolgt aus der Lindenstraße in ein zentrales, lichtes Foyer aus dem die Gruppenräume und die zugehörigen Nebenräume erschlossen werden. Die Kindertagesstätte orientiert sich mit ihren Gruppenräumen in den Hof mit Blick in den Park. Ein Kinderrestaurant mit Küche ergänzt das Angebot und ist mit einer großzügigen Festverglasung an das Foyer angebunden. Im 1. OG sind weitere drei Grupperäume mit Nebenräumen angeordnet. Zur Lindenstraße bieten Fensterkästen den Kindern spannende Rückzugsräume.

Die Terrassen über Geländeniveau bieten einen Rückzugsraum für die Wohnungen im Hochparterre
FOTO: GEWERS PUDEWILL

Jeder Innenhof wird durch eine bestimmte Baumart definiert.
FOTO: LICHTSCHWÄRMER

Freianlagen

Jeder Hof wird von jeweils einer Baumart thematisch bestimmt (Ahorn‑, Kiefer‑, Birken- und Hainbuchenhof), unter deren Kronendach Sitz- und Spielelemente aus hellem Betonwerkstein frei angeordnet sind. Thematisch gruppierte Spielelemente zum Klettern, Schaukeln oder Drehen verleihen den unterschiedlichen Höfen einen eigenen Charakter und stärken die Aufenthaltsqualität. Zusätzliche Sitzbänke mit Lehne befinden sich südlich im Schatten des wertvollen Altbaumbestands. Sie eröffnen den Blick durch den Hof. Entlang der Grundstücksgrenze bilden lockere, freiwachsende Fliederhecken grüne Grenzen.

Vorgärten mit robusten Staudenmischungen und Solitärsträuchern bilden das einladende Entrée dieses multifunktionalen Wohnkomplexes auf der Ostseite und entlang des Gehwegs an der Joachimstraße und der Lindenstraße.

FOTO: GEWERS PUDEWILL

Bauabschnitte
Das Projekt wurde in zwei Bauabschnitten in einem Zeitraum von jeweils zwei bzw. drei Jahren geplant und realisiert.

Erster Bauabschnitt
Beginn 2013, Fertigstellung 2/2015
Anzahl Wohnungen: 68
Wohnfläche der einzelnen Wohnungen (1 – 5 Zimmer): ca. 44 bis maximal 140 m²
Summe Wohnfläche: ca. 5.100 m²

Zweiter Bauabschnitt
Beginn 2015, Fertigstellung 2018
Anzahl Wohnungen: 135
Wohnflächen der einzelnen Wohnungen (1 – 5 Zimmer): ca. 12 bis maximal 140 m²
Summe Wohnfläche: ca. 23.211 m²

Projektdetails


Bauherr
degewo AG, Berlin
Fläche
1. BA: BGF 7.670 m²
2. BA: BGF 23.211 m²
BGF gesamt: 30.881 m²
Architektur
Gewers Pudewill
Anzahl der Wohnungen
203
Fertigstellung
2018
Fachplanung für Tragwerk, Brandschutz und Wärmeschutz (einschl. KfW-Bearbeitung)
Hoch- und Tiefbau-Generalplanung
Schröder GmbH
Planitzstraße 1
12621 Berlin

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