Energieeffizienz in der Immobilienbranche: Automatisiertes Energiemanagement

Energieeffizienz in der Immobilienbranche: Automatisiertes Energiemanagement

Titelthema

Automatisiertes Energiemanagement

Text: Katrin Schrebb | Foto (Header): © AFRICA STUDIO – stock.adobe.com

Ob durch gesellschaftlichen Druck, gesetzliche Vorgaben oder für die eigene Kostenersparnis – ein effizienter Umgang mit dem Energieverbrauch wird immer wichtiger. Doch wie kann das Verhalten optimiert werden, wenn keine Übersicht über den Verbrauch und den CO2-Fußabdruck vorhanden ist? Und wenn man eine Übersicht mithilfe von transparenten Verbrauchsanalysen geschaffen hat, wie kann man die Daten durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz nutzen, um effektive Maßnahmen abzuleiten?

Auszug aus:

Energieeffizientes und klimaneutrales Handeln wird immer wichtiger, denn neben Gesetzesänderungen erhöhen auch der Klimawandel und die Gesellschaft den Bedarf an mehr Nachhaltigkeit. Mit etwa einem Drittel des deutschen Energieverbrauchs ist insbesondere die Wohnungswirtschaft einer der größten Klimasünder und mehr als andere Sektoren in der Pflicht, als Vorbild voranzugehen. Da ein Großteil der ca. 18 Mio. Wohngebäude in Deutschland vor dem Inkrafttreten der ersten Wärmeschutzverordnung gebaut wurde, wird durch die fehlende energetische Sanierung noch enorm viel Energie verschwendet. Das trägt weder zu den Klimaschutzzielen noch zu der gesellschaftlich und politisch geforderten Reduktion von CO2 bei. Nun tritt zudem mit dem Jahr 2022 voraussichtlich die Novelle der Heizkostenverordnung (HKVO) in Kraft, die besagt, dass Mieter auch unterjährig über ihren Verbrauch informiert werden müssen. Das stellt Wohnungsverwalter vor weitere Herausforderungen. Aber auch abgesehen von gesetzlichen Verpflichtungen, streben Unternehmen aus der Immobilienbranche nach mehr Energieeffizienz: Zum einen ergeben sich finanzielle Vorteile aus der Wertsteigerung der energieeffizienten Gebäude, zum anderen wird der Wohnstandard und somit die Zufriedenheit für den Mieter erhöht. Daneben bewegen auch Imagegründe zum Handeln.
Häufig besteht aber kaum ein Überblick, bei welchen Gebäuden sich welche Sanierungsmaßnahmen anbieten und wo aktuell die größten Kostenfresser sitzen. Das führt dazu, dass an den falschen Stellen zuerst investiert wird und die späte Identifizierung von z. B. unzureichender Dämmung hohe Kosten mit sich bringt, die hätten vermieden werden können. Mit der fortschreitenden Umrüstung von analogen zu digitalen Stromzählern entstehen große Datensätze, aus denen sich mithilfe von KI-getriebenen Softwarelösungen Services generieren lassen, die allen Anwendergruppen den Umgang mit ihrem Energieverbrauch enorm erleichtern. Denn Automatisierungen und die Digitalisierung von Prozessen können Arbeitsaufwände reduzieren und darüber hinaus Planungssicherheit bieten.

Transparenz schaffen

Mit einer Energiemanagement-Software können Daten analysiert und grafisch aufbereitet werden. Der Nutzer erhält alle wichtigen Verbrauchsdaten und Zählerstände sowie tagesaktuelle Kosteninformationen auf einen Blick. Neben Verbrauchsanalysen einzelner Standorte kommen Benchmarking-Analysen zum Einsatz, mit deren Hilfe man mehrere Standorte anhand von flexibel konfigurierbaren Merkmalen, wie der Energieeffizienzklasse, vergleichen kann (siehe Abb. rechts).
Berichte, die in einem individuell konfigurierbaren Intervall an einen spezifischen Empfängerkreis versandt werden, dienen der Übersichtlichkeit und der Erfüllung gesetzlicher Anforderungen. Mit wenigen Klicks können Verbrauch und Emissionen mehrerer Gebäude und Liegenschaften transparent gemacht und Nachhaltigkeitsmaßnahmen abgeleitet werden. Effizienz- und Soll-Ist-Analysen mit übersichtlichen grafischen Darstellungen ermöglichen es, Abweichungen schnell erkennbar zu machen.
Auch für die Erfüllung der gesetzlichen Anforderungen der novellierten HKVO bietet eine Transparenz-Software mit den beschriebenen Funktionen zahlreiche Vorteile für die verschiedenen Anwendergruppen: Mieter können dauerhaft und transparent ihren Verbrauch grafisch aufbereitet einsehen (siehe Abb. S. 8), während Messdienstleister und Wohnungsverwalter von automatisierten Berichten mit allen nötigen Kennzahlen profitieren. Wohnungsverwalter erhalten ein Tool, in dem sie z. B. Mieterstammdaten oder Ein- und Auszugsdaten problemlos einsehen und einpflegen können und so Prozesse nach und nach digital abbilden können.

Benchmarking macht den Vergleich von mehreren Standorten gleichzeitig möglich.
Foto: GREENPOCKET GMBH

Das übersichtliche Dashboard für Mieter zeigt die relevantesten Verbrauchs- und Kostenkennzahlen.
Foto: GREENPOCKET GMBH

Ineffizienzen aufdecken

GreenPocket als Spezialist für KI-basierte Energiemanagement-Software kann bereits auf über 150 erfolgreich durchgeführte Projekte zurückblicken. Aufgrund der langjährigen Erfahrung im Energiemarkt sind die Herausforderungen der verschiedenen Kundengruppen bekannt. Insbesondere für die  Wohnungswirtschaft ergeben sich zahlreiche Anwendungsfälle aus einer Energiemanagement-Plattform, die Verbrauchs- und Sensordaten intelligent aufbereitet: Zum Beispiel werden durch den Einsatz selbstlernender KI-Algorithmen Muster im Verbrauch erkennbar. Hierzu wurde in Kooperation mit dem Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS eine automatische Anomaliedetektion entwickelt. Diese kann automatisiert auf anormale Verbräuche hinweisen: Der Algorithmus prüft den Messpunkt auf periodische Muster, die in Abhängigkeit zur Außentemperatur stehen, und berechnet ein statistisches Modell des Verbrauchsverhaltens (siehe Abb. rechts). Dadurch kann laufend überprüft werden, ob der gemessene Verbrauch innerhalb eines Toleranzbereichs liegt. Ist dies nicht der Fall, werden Anwender automatisch benachrichtigt. „In der Wohnungswirtschaft können z. B. Heizungsanlagen überwacht werden. Wenn der Verbrauch an warmen Herbsttagen plötzlich stark ansteigt, wird ein Alarm ausgegeben, und defekte Systeme können schnell identifiziert werden“, erklärt Dr. Thomas Goette, CEO von GreenPocket. „Passend dazu starten wir jetzt gerade ein neues Forschungsprojekt mit dem Fraunhofer-Institut und Bosch Thermotechnik, bei dem durch Fernzugriff auf Wärmepumpen und Gasheizungen mithilfe von intelligenten Algorithmen und Fehlerdatenbanken Ineffizienzen aufgedeckt werden können. Das führt langfristig zu einer enormen Kosteneinsparung.“

Der KI-Energiemanager: Intelligent Energie sparen

Im Rahmen eines vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) geförderten Projekts wird die Software von GreenPocket nun zum KI-getriebenen Energiemanager: Mit steigender Datenmenge wird es möglich sein, die Anwender durch Maßnahmenempfehlungen über Einsparmöglichkeiten zu informieren. So kann beispielsweise ein Verwalter über die Energiemanagement-Software einsehen, welche energieeinsparenden Maßnahmen sich für das jeweilige Gebäude lohnen könnten. Ergänzend dazu werden Vorschläge zur Entscheidung von Investitionsmaßnahmen integriert. Das sogenannte Maßnahmencontrolling kann die Wirksamkeit der ergriffenen Maßnahmen beurteilen und Informationen darüber geben, ob und um wie viel der Verbrauch verbessert wurde. Dabei können sowohl gering- oder nichtinvestive Maßnahmen wie z. B. Optimierungen an Anlagentechnik oder Verhaltensänderungen der Mieter als auch Erneuerungen oder Vollsanierungen von Gebäuden überprüft werden. „All diese Automatisierungen führen zu einer starken Prozesserleichterung und Planungssicherheit, wodurch Energiemanager und anderes Personal zeitliche Ressourcen für anderweitige Projekte gewinnen“, so Goette.

Die automatische Anomaliedetektion identifiziert und meldet Abweichungen schnell und direkt.
Foto: GREENPOCKET GMBH

Fazit

Eine KI-getriebene Visualisierung hat also zahlreiche Vorteile: Dank eines umfassenden Überblicks über alle energetischen Ströme können Wohnungsgesellschaften von klimaneutralen Gebäuden und einem bewussten Umgang mit Ressourcen profitieren und so in Sachen Klimaschutz mit gutem Beispiel vorangehen. Neben der optimierten Erstellung von Nachhaltigkeitsreports können Energie- und Arbeitskosten gespart und ein positives Image vermittelt werden. KI-basierte Systeme bieten zahlreiche Möglichkeiten, um Effizienzmaßnahmen für verschiedene Gebäude zu identifizieren und diese anschließend direkt auf ihre Wirksamkeit zu überprüfen. Der Klimawandel und der steigende Energiebedarf betreffen uns alle und zwingen uns zum Handeln. Zusätzlich dazu muss sowohl die Digitalisierung des Zählerwesens als auch der Ausbau der Erzeugungskapazitäten voranschreiten. Nur so können Energieeinsparungen, eine langfristige Reduktion des CO2-Fußabdrucks und Klimaneutralität in der Immobilienbranche erzielt werden. Denn der grünste Strom ist der, der gar nicht erst verbraucht werden muss.

Die Autorin


Marketing Managerin Katrin Schrebb
Katrin Schrebb ist seit über drei Jahren Marketing Managerin bei GreenPocket, einem agilen Tech-Start-up für Energiemanagement- und Visualisierungssoftware. Nach ihrem dualen BWL-Studium arbeitete sie für eine Eventagentur und war dort für die Vermarktung und Organisation von Fachkongressen zuständig. Bei GreenPocket koordiniert sie nun alle Vermarktungsmaßnahmen, über PR und Events bis zu Online- und Newsletter-Marketing.

www.greenpocket.de

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