Wohnquartier Wittenberger Straße in Berlin-Marzahn – Mit der Landschaft verzahnt

Wohnquartier Wittenberger Straße in Berlin-Marzahn – Mit der Landschaft verzahnt

Realisierte Objekte

Wohnquartier Wittenberger Straße in Berlin-Marzahn – Mit der Landschaft verzahnt

Text: Sweco Gmbh/redaktionelle Bearbeitung: Julia Ciriacy-Wantrup | Foto (Header): © Thorsten Eichhorst für Sweco Gmbh

Nahe der Berliner Stadtgrenze zu Ahrensfelde befindet sich ein neues Wohnbauprojekt der HOWOGE Wohnungsbaugesellschaft. Die 133 Mietwohnungen sind sehr gut an das öffentliche Verkehrsnetz angebunden und liegen inmitten großzügiger Grünanlagen.

Auszug aus:

Der Entwurf am städtebaulichen Übergang zwischen Stadt und Park stellt die Freiraumqualitäten des Seelgrabenparks in den Mittelpunkt seiner Konzeption und reagiert darauf mit einer maßgeschneiderten Gebäudetypologie. Inspiriert von der Landschaft des Parks und der charakteristischen Blockrandbebauung mit ihren Grünflächen im Inneren, wird eine offene Blockrandtypologie entwickelt, die nach Norden hin die vorhandenen Raumkanten sowohl fortführt als auch vervollständigt und sich nach Süden hin öffnet und den Blick in die Parklandschaft freigibt.

Entsprechend greift das U-förmige Haus zum einen die klaren Kanten seiner Nachbarschaft auf und schafft so einen städtebaulichen Bezug zu der umgebenden Bebauung. Zum anderen reagiert es nach Süden hin mit einer sich öffnenden und ondulierenden Geometrie auf die organischen Formen des Parkareals.

Im Erdgeschoss wird durch ein offenes Portal das vorhandene Wegenetz aufgegriffen und mittels einer Treppenrampe über den Innenhof zum Park fortgeführt. So entsteht eine offene Zone, die Freiräume verknüpft und die Vernetzung zwischen Park und Wohngebiet stärkt. Indem sich die Flügel des Hauses nach Süden verjüngen, wird das Blickfeld in Richtung Seelgrabenpark erweitert und die 133 Wohnungen werden optimal belichtet.

Konstruktion und Bauweise

Das Gebäude wurde als Stahlbetonbau mit Mauerwerk errichtet. Der Innenausbau der Wohnungen erfolgt durch Trockenbaukonstruktionen. Die Obergeschossdecken wurden in einer Stärke von 22 cm ausgeführt. Damit sind auch die Anforderungen des erhöhten Schallschutzes erfüllt. In statischer Hinsicht erfordert dies ein Stützraster von etwa 6,5 m. Die Decken wurden als Flachdecken konzipiert, die linienförmig auf den tragenden Wandschotten der Wohnungstrennwände aufliegen. Entlang der Fassaden liegen die Decken auf Wandscheiben aus Stahlbeton oder tragendem Mauerwerk auf.

Gestaltung und Fassade

Das Gebäude wird gemäß dem Nachweis zum KfW 40 Energie-Effizienz-Standard im Wesentlichen mit einer 30 cm starken Mineralwolle gedämmt. Die Fassaden im Norden, Westen und Osten und die Stirnseiten im Süden bestehen aus einer hochwertigen Putzfassade, die sich aus feinkörnigem Kratzputz und plastisch hervorgehobenen Flächen aus Besenstrichputz darstellt. Der Kratzputz hat einen hellen Farbanstrich, der Besenstrichputz ist eine Nuance dunkler abgesetzt.

Die Innenhoffassade besteht aus einer Holzfassade aus Profilbrettern in verschiedenen Breiten und Tiefen (Skyline Kontrast), die hinterlüftet ist. Die vorgelagerten geschwungenen Stahlbeton-Balkone der Wohnungen sind mittels Isokörben an den Decken befestigt.

1 | Im Erdgeschoss wird durch ein offenes Portal das vorhandene Wegenetz aufgegriffen und mittels einer Treppenrampe über den Innenhof zum Park fortgeführt.
BILD: Thorsten Eichhorst für Sweco Gmbh

2 | Die Putzfassade besteht aus feinkörnigem Kratzputz und plastisch hervorgehobenen Flächen aus Besenstrichputz in einer dunkleren Farbnuance.
Bild: Thorsten Eichhorst für Sweco Gmbh

Details Südfassade/Innenhoffassade: hinterlüftete Holzfassade

  • Unterkonstruktion Kantholz: 16/8 und 14/8 cm
  • Wärmedämmung: mineralisch, innere Dämmlage: ca. 160 mm, äußere Dämmlage: ca. 140 mm, WLG: 033, diffusionsoffene Schicht
  • Konterlattung: 30/50 mm Luftschicht
  • Traglattung: 30/50 mm
  • Holzverschalung: Profilsystem „Skyline Kontrast“ Fa. Ladenburger mit verdeckter Befestigung, Stärke 21, 28 und 40 mm
  • Holzart: heimische Weißtanne
  • Oberfläche: gehobelt, 2 x geölt mit Holzöl
  • Farbton: antikgrau

Wohnen und mehr
Im Gebäude befinden sich 133 Wohnungen und eine Gewerbeeinheit. Die Größe der Wohnungen entspricht den Vorgaben der Wohnungsbauförderbestimmungen 2019, wobei die Umsetzung der strikten Größenvorgaben für die einzelnen Wohnungen mit und ohne Barrierefreiheit in den U-förmigen Grundrissen eine Herausforderung darstellte. Gemäß § 50 Barrierefreies Bauen der Bauordnung Berlin ist die Hälfte der Wohnungen zur barrierefreien Nutzung geeignet.

Alle Wohnungen sind schwellenfrei angelegt. Der Zugang zum Gebäude, das über vier Aufzüge verfügt, ist barrierefrei. Alle Wohnungen sind mit Loggia, Balkon oder Terrasse, einer Fußbodenheizung sowie dezentralen Trinkwasserstationen versehen.

Erschließung und Stellplätze
Der erste und zweite Fluchtweg aus den Wohnungen verläuft über Sicherheitstreppenhäuser, an die maximal 8 Wohnungen angeschlossen wurden. Die Wohnungseingangstüren wurden als T30 feuerhemmende, rauchdichte und selbstschließende Türen mit Freilauffunktion ausgeführt.

Die Tiefgarage wird über eine einspurige Zu- und Abfahrtsrampe erschlossen, d. h., das wechselseitige Ein- und Ausfahren wird über eine Ampelanlage mit Wartepositionen innerhalb der Garage bzw. in der Außenanlage (auf dem Grundstück) gesteuert.

Für das Bauvorhaben wurden 36 Pkw-Stellplätze realisiert. 29 davon liegen in der Tiefgarage, die restlichen 7 befinden sich in der Außenanlage. Es stehen 294 Fahrradabstellplätze für Wohnungen und Gewerbe zur Verfügung, 234 davon sind überdacht bzw. im Gebäude. Der Fahrradkeller wird über eine Fahrradrampe mit einer flachen Neigung von 10 % erreicht.

Abfallentsorgung
Die Entsorgung des Hausmülls erfolgt über vier Unterflurbehälter, die jeweils über ein Fassungsvermögen von 5.000 l verfügen und die im westlichen Teil des Grundstückes an der Wittenberger Straße platziert sind.

3 | Die Innenhoffassade besteht aus einer Holzfassade mit Skyline Kontrast, die hinterlüftet ist.
BILD: Thorsten Eichhorst für Sweco Gmbh

4 | Das L-Profil an den geschwungenen Balkonen schafft offene und geschlossene Sichtbezüge.
Bild: Thorsten Eichhorst für Sweco Gmbh

Freiraumplanung
Ein von den Balkonen umrahmter „Pocketpark“ wird als Gemeinschaftsgrün genutzt. Ihm vorgelagert sind großzügige Spiellandschaften. Auf insgesamt 532 m2 Spielplatz- und Bewegungsflächen können sich Kinder und Erwachsene gleichermaßen austoben. Die grüne Gestaltung des Außenbereichs wird durch etwa 10 neue Bäume, kleinere Sträucher und weitere Pflanzen ergänzt, was die Verbindung zur Natur und zu den umliegenden Parklandschaften verstärkt. Die Lage unmittelbar am Wuhlegrünzug und Seelgrabenpark macht diesen Bereich zu einem idealen Ort für Erholung und Begegnung. Eine Landschaftsbühne und ein Café mit angrenzendem Multifunktionsraum bieten zudem Platz für spontane Veranstaltungen und gemeinschaftliche Aktivitäten. Der Vorbereich entlang der Wittenberger Straße wurde robust und qualitativ hochwertig gestaltet. Baumpflanzungen rahmen den Durchgang und stärken die einladende Geste der Gebäudeöffnung. Den Übergang von „außen“ nach „innen“ symbolisiert eine einladende Treppenrampen-Anlage, die aus Betonfertigteilstufen gefertigt ist und in Teilen mit einem Holzbelag versehen wurde.

Der halboffene Innenhof ist amorph gestaltet und repräsentiert die weiche, ruhigere, naturnahe Seite des Gebäudes. Harmonische Wege aus Betonpflaster führen zu den Gebäudeeingängen. Unterhalb der geschwungenen Balkone zeichnet sich symbolisch der „Balkonschatten“ ab. Hier sind Anwohnerterrassen neben extensiven Kies- und Pflanzflächen vorgesehen.

Extensiv bepflanzte Sickermulden und Rasenflächen bilden eine angenehme Pufferzone zwischen Erdgeschosswohnungen und Gemeinschaftshof – und fördern gleichzeitig ein harmonisches Miteinander. In Richtung Park befindet sich eine weitere zentrale Grünfläche mit einer geschwungenen Sitzbank, welche vor allem dem Spielbereich zugeordnet ist. Kleinere Holzelemente aus Stammholz (Robinienstämme) als Kletterspielgeräte und Balancierstämme können bespielt oder als Sitzgelegenheit genutzt werden.

Regenwassermanagement
Das Regenwasser wird komplett auf dem Grundstück entwässert. Die Dachflächen sind großflächig mit einem Retentions- Gründach belegt, um den Abflussbeiwert deutlich zu verringern. Das Dachwasser wird mit dem Oberflächenwasser in Sammelleitungen in den Außenanlagen zusammengeführt. Von hier gelangt das Regenwasser über einen Substratfilter in eine große Rigole (22,4 × 4,8 × 0,8 m). Um eine Versickerung bei den vorhandenen ungünstigen Bodenwerten zu ermöglichen, wird ein Bodenaustausch bis zu einer Tiefe von 2,0 m unter Rigolenunterkante durchgeführt. Kleinere Teilflächen der befestigten Oberflächen parkseitig werden seitlich in dezentrale Sickermulden geleitet.

Details Balkonkonstruktion Südfassade

  • Balkonplatten als WU-Betonfertigteile mit 2 % Gefälle, Unterseite SB 2 Qualität
  • Bauwerksanschluss mit Iso-Körben
  • Belag: Betonplatten 40 x 40 x 2 cm auf Stelzenfüßen, Farbton: hellgrau
  • Geländer/Balkonstäbe: L-Stahlprofile 60 mm, Tiefe: 40 mm, Abstand: 60 mm. Die Befestigung erfolgt an eine umlaufende Stahlblech-Blende. Das L-Profil an den geschwungenen Balkonen schafft offene und geschlossene Sichtbezüge.
  • Handlauf: als Flachstahl, Höhe: ca. 15 mm, Breite: ca. 50 mm
  • Oberflächenbehandlung: Pulverbeschichtung RAL 7048, perlmausgrau

5 | Dem Innenhof vorgelagert sind großzügige Spiellandschaften und Flächen für „Urban Gardening“.
BILD: Thorsten Eichhorst für Sweco Gmbh

Projektdetails


Auftraggeber
HOWOGE Wohnungsbaugesellschaft, 13055 Berlin
Gebäudeenergiestandard
KfW Energieeffizienzhaus 40
Projektstandort
Wittenberger Straße 40,
12689 Berlin-Marzahn
Objektplanung Gebäude und Innenräume
LPH 1–4, Generalplanung
LPH 6–8 Sweco GmbH
Planungs- und Bauzeit
1/2020–01/2024
Tragwerksplanung, Technische Gebäudeausrüstung, Verkehrsplanung
Sweco GmbH
Bruttogeschossfläche
12.051 m²
Landschaftsplanung
GDLA/Gornik Denkel Landschaftsarchitektur partg mbb
Grundstücksfläche
5.815 m²
Bauphysik
CRP-Bauingenieure
Wärme-/Energieversorgung
Anschluss an das vorhandene Fernwärmenetz
Brandschutz
CRP-Bauingenieure
Schalltechnische Anforderungen
Kötter Consulting Engineers
Baugrunduntersuchung
HPC AG
Lüftungsgutachten Tiefgarage
Ingenieur- und Sachverständigenbüro Karl-Heinz Quenzel
 

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