Im Gespräch mit Alfred Dinkelborg
Platzsparend verschlossen
Text: Julia Ciriacy-Wantrup | Foto (Header): © WINKHAUS
Foto: WINKHAUS
Bei begrenztem Platzangebot und kleinen Wohnräumen bringen Schiebetüren als Alternative zu Balkon- und Terrassentüren mit Dreh-Kipp-Öffnung verschiedene Vorteile mit sich. Wir sprechen mit Alfred Dinkelborg, Leiter Produktmanagement Winkhaus Gruppe, über den aktuellen Stand der Technik, den Wartungsaufwand und preisliche Faktoren.
Auszug aus:
QUARTIER
Ausgabe 6.2025
QUARTIER abonnieren
Jetzt diese Ausgabe als Einzelheft bestellen
Herr Dinkelborg, wie unterscheidet sich der Aufbau von Schiebe-Kipp-Türen (SK) und Balkon- und Terrassentüren mit Abstell-Schiebetechnik (AS)?
Schiebe-Kipp-Türen bestehen aus einem Rahmen mit kombinierter Kipp- und Schiebemechanik und sind mit Fensterprofilen herstellbar. Der Flügel ist oben über eine Gleitschere und unten über Laufwagen mit dem Rahmen verbunden. Diese Beschlagkonstruktion ermöglicht die Kippfunktion und das seitliche Verschieben des Flügels. Beim vollständigen Öffnen wird der Flügel aus dem Rahmen gelöst und parallel zur Festverglasung verschoben. Abstell-Schiebe-Türen verfügen dagegen über eine reine Schiebemechanik und werden mit Sonderprofilen gebaut. Der Flügel bewegt sich auf Laufwagen und löst sich beim Öffnen parallel zum Rahmen. Da keine Kippfunktion integriert ist, bleibt die Konstruktion einfacher und die Kräfteverteilung gleichmäßiger.
In welchen maximalen Größen können die Türen hergestellt werden?
Moderne Schiebeelemente lassen sich heute in großen Formaten realisieren. Stabile Rahmen und tragfähige Beschlagtechnik erlauben breite und hohe Glasflächen, ohne Einbußen bei Komfort oder Dichtigkeit. Damit eignen sich solche Systeme sowohl für klassische Balkon- und Terrassentüren als auch für großzügige, bodentiefe Elemente. primePort SK beispielsweise bietet eine Ausstellweite von 135 mm und ist für Flügelfalzbreiten bis 2.000 und Höhen bis 2.700 mm ausgelegt. In der Standardversion tragen die Systeme Flügelgewichte bis 100 kg, mit Verstärkungsteilen bis 160 und mit Tandemlaufwagen bis 220 kg.
Wie gestalten sich die Preise von AS-Elementen im Vergleich zu SK- oder Dreh-Kipp-Systemen?
Preislich liegen Elemente mit Abstell-Schiebetechnik auf ähnlichem Niveau wie klassische Schiebe-Kipp-Systeme. Viele Hersteller setzen heute auf modulare Beschlagkonzepte, bei denen beide Varianten auf einer gemeinsamen Basis aufbauen. Der Flügelbeschlag ist dem activPilot DK-Programm entnommen. Auch kann aus einem Standard-Schiebe-Kipp-System durch den Austausch von Schließblechen eine PAS-Ausführung entstehen. Diese Baukastenlogik reduziert die Zahl unterschiedlicher Teile, vereinfacht Lagerhaltung und Fertigung und sorgt insgesamt für wirtschaftliche Prozesse. Dadurch, dass lediglich andere Schließbleche eingesetzt werden, bleibt auch die PAS-Technik trotz erweitertem Funktionsumfang preislich in einem moderaten Rahmen.
Welche Vorteile bringen SK-Türen hinsichtlich des Einbruchschutzes mit sich?
Schiebe-Kipp-Türen sind konstruktiv stabil aufgebaut und bieten – bei entsprechendem Beschlag und fachgerechter Ausführung – ein hohes Maß an Einbruchschutz. Der Zentralverschluss mit standardmäßigen Pilzzapfen und ein individuell einstellbarer Anpressdruck sorgen dafür, dass der Flügel fest im Rahmen sitzt und sich nicht einfach aufhebeln lässt. In Kombination mit entsprechendem Glas und fachgerechter Montage lassen sich so auch bei großen Elementen geprüfte Sicherheitsstandards erreichen.
Wie verhält es sich mit der Wartung?
Bei Schiebe-Kipp- und Abstell-Schiebe-Systemen sind die Wartungsintervalle identisch und hängen vom jeweiligen Einsatzbereich ab. In stärker beanspruchten Gebäuden wie Schulen, Hotels oder Krankenhäusern sollten sicherheitsrelevante Bauteile halbjährlich und allgemeine Komponenten halb- bis jährlich gewartet werden. Im Wohnungsbau genügt eine Wartung alle ein bis zwei Jahre. Dabei gilt, dass beim AS nur der Zentralverschluss inklusive der Schließbleche gefettet werden müssen, die spezifischen AS-Bauteile sind wartungsfrei. Beim SK müssen zusätzlich einzelne weitere Komponenten geschmiert werden. Beide Systeme sind für eine Dauerfunktion von 20.000 Zyklen ausgelegt – das entspricht der Klasse H3. Die tatsächliche Lebensdauer in Jahren hängt jedoch von der Nutzung und den Umgebungsbedingungen ab.
Was ist bei Bauelementen in den nächsten Jahren in Bezug auf die Energieeffizienz, die verwendeten Materialien oder auch die Barrierefreiheit zu erwarten?
Im Fenster- und Türbau steht insbesondere die Energieeffizienz weiterhin im Mittelpunkt der Entwicklung. Verbesserte Dichtungssysteme, optimierte Wärmedämmwerte und kontrollierte Lüftungslösungen tragen dazu bei, Energieverluste zu minimieren und den Wohnkomfort zu erhöhen. Die Abstell-Schiebetechnik etwa ermöglicht eine kontinuierliche Lüftung, ohne dass der Raum auskühlt – das unterstützt ein angenehmes Raumklima und spart Energie. Gleichzeitig wächst sowohl im Neubau als auch in der Modernisierung der Wunsch nach Barrierefreiheit und damit die Nachfrage nach leicht bedienbaren Lösungen. Was Materialtrends betrifft, setzt Winkhaus beispielsweise auf Vielfalt. primePort SK und primePort AS sind sowohl für Holz- als auch PVC- und Aluminiumprofile geeignet. Gefertigt werden die Abdeckprofile, die Lauf- und Führungsschienen sowie ein Großteil des Laufwagens bei SK-Systemen aus Aluminium-Strangpressprofilen.
Das Gespräch führte Julia Ciriacy-Wantrup.








