Gemeinschaftliches Wohnen: Neue Nachbarschaft am Wuhletal

Gemeinschaftliches Wohnen: Neue Nachbarschaft am Wuhletal

Realisierte Objekte

Gemeinschaftliches Wohnen: Neue Nachbarschaft am Wuhletal

Text: DMSW/Arnold und Gladisch Architekten | Foto (Header): © Foto: Werner Huthmacher, www.werner-huthmacher.de

Die Weiterentwicklung bestehender Siedlungen ist ein zentraler Baustein der Berliner Stadtentwicklung. Angesichts eines angespannten Wohnungsmarktes soll durch die bauliche Ergänzung bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden. In diesem Kontext entstand für die kommunale Berliner Wohnungsbaugesellschaft GESOBAU in Zusammenarbeit von DMSW Architekten mit Arnold und Gladisch Architekten eine neue Wohnanlage mit insgesamt 334 Wohnungen, Gewerbe- und Gemeinschaftsflächen.

Auszug aus:

Das brachliegende Grundstück im Berliner Ortsteil Kaulsdorf bot die Möglichkeit, die angrenzende Großsiedlung aus den 1980er-Jahren zu ergänzen und zeitgemäß zu komplettieren. Ziel war es, den räumlichen Maßstab der Siedlung anzunehmen und durch gemeinschaftliche Funktionen zu ergänzen. Von den neu geschaffenen Außenräumen mit angegliederter Nahversorgung und gemeinschaftlichen Funktionen sollten auch die Bewohner der bestehenden Siedlung profitieren.

Im Rahmen einer Anwohnerveranstaltung gab es die Möglichkeit, sich über die Planung zu informieren und sich mit Verantwortlichen aus der Verwaltung, Planung und Bauherrenschaft auszutauschen.

Mit seiner klaren geometrischen Sprache fügt sich das neue, im Innern autofreie Stadtquartier mit zwei Wohnhöfen und einem verbindenden Quartiersplatz in das Ortsgefüge ein. Die kubische Ausformulierung der Dachgeschosse gibt der stringenten städtebaulichen Figur ein differenziertes Erscheinungsbild mit wohnlicher Atmosphäre.

Als Weiterentwicklung der umliegenden Zeilenbebauung mit ihren zumeist diffusen Freiräumen, fassen jeweils zwei winkelförmige Baukörper einen nachbarschaftlichen Hof als Erschließungsraum und gemeinschaftliches Zentrum mit Spielplätzen und Freizeitangeboten für die Bewohner. Zur Unterstützung des gemischten Charakters sind je Hof ein klassisches Wohngebäude und ein Gebäude für Seniorenwohnungen angeordnet.

Der Quartiersplatz mit Außenterrasse für die Gemeinschaftsräume des Seniorenwohnhauses verbindet die Höfe zu einem Quartier. Fußläufige Durchwegungen, gemeinschaftliche Freiräume und ein breites Nutzungskonzept verknüpfen das neue Ensemble mit den umliegenden Nachbarschaften.

Den neuen und alten Bewohnern des Bezirks wird ein zeitgemäßes, generationenübergreifendes Wohnangebot gemacht. Zwei der vier neuen Gebäude sind gezielt auf die Bedürfnisse von älteren oder in ihrer Mobilität eingeschränkten Menschen zugeschnitten, um diese darin zu unterstützen, möglichst lange selbstständig in den eigenen vier Wänden zu leben. Ein Conciergedienst bietet einen Rundum-Service an, und Fachkräfte der ambulanten Pflege befinden sich im Haus, wenn Unterstützung für die Bewohner notwendig wird.

Ergänzt wird das Serviceangebot durch Raumangebote im Erdgeschoss, die durch die Hausgemeinschaft genutzt werden können. Hobby-Räume und Werkstätten bieten die Möglichkeit zur individuellen Freizeitgestaltung. Ein Gemeinschaftsraum sowie ein Café im Sockelbereich zum Quartiersplatz dienen als Treffpunkt der Senioren und zum Austausch mit der Nachbarschaft. In der Erdgeschosszone des an der Lion-Feuchtwanger-Straße gelegenen Wohnhauses befinden sich neben den Gewerbeflächen für seniorennahe Dienstleistungen auch Flächen zur Nahversorgung sowohl für die Hausbewohner als auch die Nachbarschaft. Die Wohnhöfe sowie der Quartiersplatz laden als generationsübergreifende Treffpunkte im Außenraum ein.

In der Grundrissgestaltung der Wohngeschosse wurde, neben den Erfordernissen der Barrierefreiheit, ein Schwerpunkt auf die Gestaltung der Erschließungsräume gelegt. Großzügige, natürlich belichtete Etagenflure erschließen die Wohneinheiten und sind so dimensioniert und gestaltet, dass sie als gemeinschaftliche Begegnungsflächen funktionieren. Bei den barrierefreien Wohnungen für Senioren wurde u. a. Wert auf Fenster- und Balkonbrüstungen gelegt, die das Hinaussehen im Sitzen ermöglichen. Die Bäder sind für die nachträgliche Ausrüstung mit Nutzungserleichterungen (Griffe etc.) vorgerüstet.

Darüber hinaus sind ca. die Hälfte der Wohnungen im Rahmen der Wohnungsneubauförderung errichtet worden und werden an Mieter mit Wohnberechtigungsschein vermietet.

Basierend auf einem gemeinsamen Farb- und Materialkonzept mit einem klinkerverkleideten Sockel und warmen Putztönen auf monolithischem Mauerwerk, differenzieren sich die Details der einzelnen Gebäudetypen in den Obergeschossen. Jede Wohnung verfügt über einen mit farblich abgestimmter Metallverkleidung gefassten Balkon oder eine ebenerdige Terrasse als privatem Freisitz.

Lageplan
Abbildung: DMSW / Arnold und Gladisch Architekten

Blick auf das Seniorenwohnen
Foto: Werner Huthmacher, www.werner-huthmacher.de

Grundriss Regelgeschoss
Abbildung DMSW / Arnold und Gladisch Architekten

Farbgestaltung der Fassaden und Fenster
Foto: Werner Huthmacher, www.werner-huthmacher.de

Projektdetails


Neue Nachbarschaft am Wuhletal
Neubau einer Wohnanlage mit 334 Mietwohnungen, Gemeinschaftsnutzungen und Gewerbe in Berlin-Kaulsdorf
Architektur und Städtebau
DMSW/Arnold und Gladisch Architekten
Standort
Lion-Feuchtwanger-Straße, Berlin
Mitarbeit
M. Langhinrichs, L.-M. Basedahl, J. Möller, F. Thiel, E.-M. Thinius, D. Weinthäter (DMSW Architekten);
D. El-Mabsout, L. Heilmann, J. Trappmann, J. Brüschke, C. Benito Muro, K. Kaufmann (Arnold und Gladisch Architekten)
Bauherr
GESOBAU AG
Leistungen
Generalplanung, Lph 1–5 und Lph 8
Fertigstellung
2020
Generalübernehmer
mib Märkische Ingenieur Bau GmbH
Anzahl der Wohnungen
334
Projektsteuerung
VBD Beratungsgesellschaft für Behörden mbH
Wohnfläche insgesamt
17.900 m² WFL (WoFIV)
Außenanlagen
Fugmann Janotta Partner
Geschossfläche
29.800 m² BGF
Fotos
Werner Huthmacher
Energetischer Standard
KfW 55

Die Autoren


DMSW/Arnold und Gladisch Architekten
DMSW sind aus der Bürogemeinschaft der Architektin/den Architekten Julia Dahlhaus, Michael Müller und Philipp Wehage mit der Landschaftsarchitektin Maria Simons entstanden. Seit 2004 arbeiten sie an Lösungen zu Aufgaben des gebauten Raumes. Ihr Schwerpunkt liegt im Neubau von Wohngebäuden. Arnold und Gladisch Architekten sind ein 1996 von Frank Arnold und Mathias Gladisch in Berlin gegründetes Architekturbüro, das seit 25 Jahren Wohnungen für alle Schichten der Bevölkerung, Bildungsbauten und Verwaltungsbauten mit hohen Sicherheitsanforderungen baut. Seit 2014 entwickeln beide Büros größere kommunale Wohnungsbauprojekte in Arbeitsgemeinschaft.

www.dmsw.de
www.arnoldundgladisch.de

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