Energetische Gebäudeförderung für Immobilienprojekte: Neue Bundesförderung für effiziente Gebäude

Energetische Gebäudeförderung für Immobilienprojekte: Neue Bundesförderung für effiziente Gebäude

Kosten & Finanzierung

Energetische Gebäudeförderung für Immobilienprojekte: Neue Bundesförderung für effiziente Gebäude

Text: Dr. Tim Meyer | Abbildung (Header): © INCEPT GMBH

Die energetische Gebäudeförderung wurde in den letzten Monaten komplett neu aufgestellt. Dies war mit Blick auf die absehbar wiederholte Verfehlung der Sektorziele im Klimaschutz auch höchste Zeit. Die neuen Programme bieten attraktive Möglichkeiten für Immobilienprojekte. Gerade nachhaltige Quartiersansätze lohnen sich deutlich besser als zuvor – positiv für Projektentwickler wie auch für den Klimaschutz. NATURSTROM hilft als erfahrener Partner, die Energieversorgung im Wohnbau ökologisch wie ökonomisch bestmöglich aufzustellen.

Auszug aus:

Gebäude verursachen rund 30 % aller CO²-Emissionen, und der Gebäudesektor war auch der einzige, der 2020 das spezifische Klimaziel nicht erreichen konnte. Es wird deutlich: Um unsere Wohn- und Gewerbeimmobilien klimafit zu machen, bedarf es noch viel Arbeit und auch viel Geld. Die Bundesregierung setzt dafür vorrangig auf Förderprogramme: In den letzten Monaten wurde die gesamte Förderlandschaft für Gebäude grundlegend novelliert. Zwar lassen die weiterhin notwendigen Vereinfachungen und Klärungen gesetzlicher Vorgaben gerade für die sektorübergreifende Versorgung mit Strom, Wärme und Mobilität weiter auf sich warten. Dennoch waren die Bedingungen für innovative energetische Lösungen in der Wärmeversorgung nie besser als jetzt! Das betrifft nicht nur energetische Sanierungen, sondern gerade auch den Neubau, wo mit dem Einsatz Erneuerbarer Energien höhere Effizienzstandards und damit hohe Förderungen und Wohnqualitäten erreicht werden können. Die Förderlandschaft ist umfassend und komplex. NATURSTROM unterstützt Immobilienunternehmen daher neben der Beratung zu technischen und wirtschaftlichen Konzepten gezielt auch zu förderspezifischen Themen, und das über die Wärmeversorgung hinaus. Durch die bestehenden Erfahrungen und Kompetenzen auch im Bereich der Stromerzeugung wie der Elektromobilität lassen sich gleichermaßen ganzheitliche wie nachhaltige Energiekonzepte passend zum jeweiligen Gebäude- oder Quartiersprojekt maßschneidern – und das mit Berücksichtigung der jeweils aktuellen Förderlandschaft.

Die BEG als All-in-one-Shop

Hintergrund der novellierten Förderlandschaft sind die Ziele aus dem Klimaschutz- sowie dem Gebäudeenergiegesetz, wobei Letzteres seit August alle vorherigen Wärme- und Effizienzregelungen zusammenführt. Wichtigstes Instrument für die Erreichung der darin angestrebten Energie- und CO²-Einsparungen ist die seit Anfang Juli geltende „Bundesförderung für effiziente Gebäude“ (BEG), die alle bis dato gültigen Förderprogramme etwa der KfW für mehr Effizienz vereint und welche auch größtenteils das zuvor beim BAFA angesiedelte Markteinführungsprogramm für die Nutzung Erneuerbarer Energien im Wärmebereich fortführt. Allerdings gibt es durch die Zusammenlegung derzeit noch eine Förderlücke, z. B. bei der Förderung von Einzelmaßnahmen wie Wärmepumpen und deren Peripherie.

Insgesamt ist die BEG dennoch deutlich attraktiver als die vorherigen Einzellösungen, was nicht nur an der Vereinheitlichung der Anlaufstellen, sondern zuvorderst an attraktiveren Konditionen liegt: Bei hohen Energiestandards sind höhere Kosten ansetzbar, die Förderquoten wurden nach oben angepasst, und es sind sowohl Investitions- wie auch Tilgungszuschüsse möglich. Antragsberechtigt sind Privatpersonen, Unternehmen, Kommunen etc. Im Endeffekt gilt das Programm damit – abgesehen vom Bund und seinen Organen sowie Parteien – für so gut wie jeden Akteur auf dem Immobilienmarkt. So wird für eigentlich alle Gruppen eine Vielzahl an Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz wie auch zum Einsatz Erneuerbarer Energien förderfähig. Die geförderten Handlungsoptionen reichen von der Dämmung der Gebäude über den Heizungstausch bzw. die Installation von Wärmeerzeugern bis hin zu Lüftung, Fachplanung und Baubegleitung, sind also sehr umfassend angelegt. Zusätzliche Boni gibt es für den Austausch alter Ölkessel. Die höchsten Fördersätze gibt es für den Bestand, sodass endlich mehr Anreize für die Überwindung des lange aufgebauten Sanierungsstaus ausgesendet werden. Zudem setzen die Förderprogramme auch deutliche Zeichen in Richtung einer höheren Nutzung Erneuerbarer Energien. So entstehen für Projektentwickler und Bauträger ganz neue und wirtschaftlich hoch attraktive Möglichkeiten für den Einsatz innovativer Energielösungen.

Übersichtsgrafik zu den Förderbausteinen des BEG
Abbildung: NATURSTROM AG

Zwei zentrale Wärmepumpen, ein Wärmenetz und dezentrale Heizeinheiten kombiniert mit PV-Anlagen vor Ort ermöglichen eine klimaschonende Energieversorgung im Quartier KOKONI One.
Abbildung: INCEPT GMBH

Wärmeversorgung mit Erneuerbaren Energien attraktiver

Besonders attraktiv wird mit der BEG eine Wärmeversorgung mit Erneuerbaren Energien: Bei über 55 % EE-Anteil im Wärmemix können zusätzliche Tilgungszuschüsse auf das gesamte Bauvorhaben in Höhe von 2,5 % beim Neubau geltend gemacht werden, im Altbau liegt dieser Wert sogar bei 5 %. Die Einbindung regenerativer Quellen wird damit nicht nur finanziell noch attraktiver, sondern wird auch erstmals als eigener Indikator bei der Förderung berücksichtigt. Als Erneuerbare Energien im Wärmesegment gelten zunächst Solarthermie und Erdwärme sowie Wärme aus mit Biomethan betriebenen Blockheizkraftwerken (BHKW). Aber auch die Förderung von Photovoltaik mit Wärmepumpen ist möglich – allerdings muss bei einem direkten Zuschuss zur Installation der Solaranlage auf die Einspeisevergütung verzichtet werden. Auch Sektorenkopplungskonzepte, bei denen also regenerative Strom- und Wärmeerzeugung zusammengedacht werden, können so für bessere Förderquoten sorgen. Die hohen Zuschüsse erlauben es, die heute noch existierenden Mehrkosten beim Einbau von Erneuerbaren-Systemen auszugleichen. Und je höher der Erneuerbaren-Anteil, desto zukunftsfähiger ist der eigene Gebäudebestand und desto besser ist die Absicherung vor steigenden CO²-Preisen oder Verschärfungen der Anforderungen im Gebäudebereich. Auch bei bereits laufenden Planungen können die neuen Möglichkeiten oft noch berücksichtigt werden.

BEG im Zusammenspiel mit Contracting

Gerade für die besonders effizienten Wärmenetze soll künftig über eine weiter gefasste Definition auch eine Förderung bei Contracting-Modellen möglich werden. Die bestehende Förderlücke zu den in der „Bundesförderung für effiziente Wärmenetze“ (BEW) adressierten größeren Projekten würde damit geschlossen. Planer, Projektentwickler und Contractoren könnten so gemeinsam Projekte entwickeln und diese damit besonders effizient realisieren und betreiben. Das ermöglicht geringere Baukosten, eine gleichermaßen ökologisch wie ökonomisch günstigere Wärmeversorgung mit idealerweise hohen Erneuerbaren-Anteilen und damit auch attraktive Kalt- und Warmmieten – eine Win-win-win-Situation für die Projektierer und Eigentümer genauso wie für die Contractoren bzw. Energielieferanten und natürlich für die Bewohner.

Wärmeförderung in der Praxis

NATURSTROM nutzt die neuen Fördermöglichkeiten bereits in mehreren Projekten mit hohen Anteilen regenerativer Wärme, beispielsweise im Projekt KOKONI One. Das moderne Reihenhausquartier im Berliner Stadtteil Pankow zeigt, wie ökologisches Bauen auch in einer Großstadt funktionieren kann: Die knapp 90 Häuser werden nicht nur nachhaltig mit Energie versorgt, sondern auch durch Holzbauweise besonders umwelt- und klimaschonend realisiert. Die Wärmeversorgung erfolgt über Erdwärmesonden, die zwei zentrale Wärmepumpen mit einer Vorlauftemperatur von etwa 10 °C versorgen. Die Wärmepumpen erzeugen daraus direkt nutzbare Heizwärme von etwa 40 °C, die über ein gedämmtes „lauwarmes“ Nahwärmenetz in die Häuser verteilt wird. Die Trinkwasserbereitung erfolgt dezentral über elektrische Heizeinheiten. Der Strom dafür und für die Wärmepumpen wird teilweise über Photovoltaikanlagen sauber und direkt vor Ort produziert. Durch das Zusammendenken von Strom- und Wärmeversorgung wird das Konzept somit komplett brennstofffrei und basiert – bei Ökostrombezug aller Haushalte – zu 100 % auf regenerativen Quellen. Damit qualifiziert es sich natürlich ebenfalls für die erhöhte Förderung. Allein für jede Wohneinheit bringt dieses EE-Paket einen Fördervorteil von 8.250 Euro, insgesamt rund 700.000 Euro für das ganze Quartier. Zusätzlich können auch die zentralen Komponenten dieser Vor-Ort-Versorgung gefördert werden, also Wärmepumpen, Sonden und Netz. Das lief bisher über das Programm Wärmenetze 4.0, das schon Machbarkeitsstudien und dann später auch die Realisierung unterstützt. Künftig soll dieses Programm in die BEW überführt werden. Netz- und Gebäudeförderung sind und bleiben aber kumulierbar, was auch in dem Projekt KOKONI One genutzt wird.

Ein weiteres Beispiel, wie sich hohe Erneuerbaren-Anteile auch fördertechnisch positiv bemerkbar machen, bietet das aktuell in Realisierung befindliche Bauvorhaben ecoSquare in Bamberg. Auf einer Grundstücksfläche von ca. 12.500 m² plant die eco eco AG ein Stadtquartier mit einem umfassenden ökologischen und sozialen Nachhaltigkeitsgedanken in zentraler Lage. Ein langlebiges, lebendiges Quartier mit einer guten Durchmischung verschiedener Nutzergruppen wird durch Wohnungen unterschiedlichster Größe und Zuschnitte, Gewerbe- und Büroflächen und einem Hotel mit Konferenzflächen garantiert. Die in Zusammenarbeit mit NATURSTROM entstehende nachhaltige Wärmeversorgung besteht aus einer intelligenten Kombination aus Geothermie, einem Biogas-BHKW und einem kalten Nahwärmenetz. Auch hier wird damit in Kombination mit Ökostromerzeugung direkt vor Ort eine komplett erneuerbare Wärmeerzeugung erreicht, wodurch sich das Projekt für die entsprechenden Boni der BEG qualifiziert.

Mit dem Bamberger ecoSquare entsteht ein Quartier, dass ökologische und soziale Nachhaltigkeit vereint.
Abbildung: ECO ECO AG

Moderne Wärmeübergabestationen wie hier im Berliner Möckernkiez verbinden die Einzelgebäude mit dem Netz und sind so die Schnittstellen einer ganzheitlich gedachten Quartiersversorgung.
Foto: NATURSTROM AG

Neuerungen auch bei der Förderung von Wärmenetzen

Nachdem die novellierte Förderung im Gebäudebereich nun schon in Kraft ist, ist aktuell auch eine Überarbeitung der Förderbedingungen bei Wärmenetzsystemen in Vorbereitung. Das bisher geltende Programm „Wärmenetzsysteme 4.0“ soll mit der schon erwähnten Richtlinie „Bundesförderung Effiziente Wärmenetze“ abgelöst werden. Eckpunkte dazu wurden im Juli 2021 vorgestellt, ein Inkrafttreten ist noch für die laufende Legislaturperiode angekündigt – bis Redaktionsschluss Ende August war dies allerdings nicht erfolgt. Die neue Richtlinie stellt aber nicht nur eine Weiterentwicklung des bisherigen Förderprogramms dar, sondern hier sollen bisher auch die Elemente des früheren Marktanreizprogramms (MAP) aufgenommen werden, die noch keinen Eingang in die BEG gefunden haben – die verbleibende Förderlücke wird damit auch geschlossen. Besonders interessant ist die erwähnte Kumulierbarkeit von BEG und BEW/Wärmenetz 4.0, was erneuerbare Wärmekonzepte noch attraktiver macht.

Ausgangpunkt in der bisherigen wie künftigen Netzförderung sind oft Machbarkeitsstudien, über die ebenfalls mit Förderung konzeptionelle Vorarbeit geleistet werden kann. Auch hier hat NATURSTROM positive Erfahrungen gesammelt und konnte mehrfach auch die wirtschaftlichen Vorteile nachhaltiger Wärmeversorgungspläne bzw. ganzheitlich gedachter Energiekonzepte belegen, so auch beim ecoSquare der eco eco AG und beim Projekt KOKONI One. Aktuell wird eine ähnliche Machbarkeitsstudie für die Energieversorgung des künftigen Berliner Stadtteils Neulichterfelde angefertigt. Das Quartier mit 2.500 Wohneinheiten ist eines der größten Neubauvorhaben der Hauptstadt, in welchem NATURSTROM als Energiepartner für eine möglichst treibhausgasarme Versorgung des Areals mit Strom und Wärme verantwortlich ist. Aber auch eine reine Studienerstellung ganz ohne anschließende Umsetzung durch NATURSTROM ist denkbar, so geschehen etwa im Berliner Haus der Statistik. Mit Förderung aus dem bisherigen Programm wurde im Vergleich unterschiedlicher Ansätze eine möglichst kostengünstige wie nachhaltige Wärmeversorgung für das nicht alltägliche Ensemble aus Altgebäuden und geplanten Neubauten konzipiert – in diesem Fall mit der Empfehlung, eine zweigeteilte, aber miteinander verbundene Versorgung aus einem klassischeren Nahwärmenetz, gespeist aus einem Biogas-BHKW, und einem kalten Nahwärmenetz zu realisieren.

Ergänzende Förderprogramme für jeden Zweck

Die BEG und die kommende BEW decken viele Projektkonstellationen ab und machen Erneuerbaren-Konzepte gerade in neuen Quartiersprojekten trotz der vor Förderung höheren Anfangsinvestitionen sehr attraktiv. Aber auch über BEG und BEW hinaus gibt es weitere Programme, mit denen sich bestehende Mehraufwände bei Investitionen oder Förderlücken schließen lassen. Im Quartierskontext wäre etwa noch ergänzend das Programm „Erneuerbare Energien Premium“ der KfW zu nennen, das vorrangig Wärmenetzlösungen mit Biomasseanlagen durch zinsgünstige Kredite bzw. Tilgungszuschüsse unterstützt. NATURSTROM hat dieses Angebot beispielsweise in der oberfränkischen Gemeinde Hallerndorf genutzt, wo inzwischen 108 Haushalte seit 2016 über ein Nahwärmenetz mit nachhaltiger Wärme aus Holzhackschnitzeln und einer großen Solarthermieanlage versorgt werden. Für Wärme- und Kältenetze, die von einem über das Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz (KWKG) geförderten BHKW gespeist werden, können im entsprechenden BAFA-Programm Zuschläge auf die KWK-Vergütung bis zu einer Höhe von maximal 20 Mio. Euro pro Projekt ausgezahlt werden. Auch hiermit hat NATURSTROM bereits Erfahrungen gesammelt, beispielsweise wurden die Netz- und Speicheranlagen im Berliner Möckernkiez mit Unterstützung dieses Programms realisiert. Trotz der Vereinfachungen über BEG und BEW bleibt die Förderlandschaft also komplex. Erfahrene Partner können hier bei der Orientierung helfen.

Erneuerbare lohnen sich – jetzt mehr denn je

Gebäude müssen künftig anders mit Wärme versorgt werden, das ist vollkommen klar. Dabei geht es um Betrachtungen über den Tellerrand der Heiztechnologie hinaus, um eine ganzheitliche Perspektive auf die Energieversorgung. Und gerade in neuen Quartieren gibt es längst sehr innovative Lösungen, die nicht nur Wärme mit Strom und Mobilität, sondern auch Effizienz, Wirtschaftlichkeit und Ökologie ideal miteinander verbinden. Und durch die novellierte Förderlandschaft lohnen sich diese Ansätze auch ganz unabhängig von steigenden CO²-Preisen etc. auch sehr kurzfristig. Die anfänglichen Mehrinvestitionen werden mindestens weitgehend ausgeglichen, und eine Refinanzierung ist auch auf kurze Sicht möglich. Mit erfahrenen Energiepartnern lassen sich nicht nur zukunftsfähige Konzepte aufstellen und realisieren, sondern auch die Förderangebote bestmöglich nutzen. Nicht nur aus Klimaschutzgründen ist es also längst an der Zeit, die praktisch überall vorhandenen Erneuerbaren-Potenziale für die Wärmeversorgung zu heben. Denn nur wenn wir die (Förder-)Möglichkeiten des Heute nutzen, können wir das Morgen lebenswert gestalten!

Der Autor


Dr. Tim Meyer
NATURSTROM AG
Dr. Tim Meyer ist Vorstand bei der NATURSTROM AG, einem Öko-Energieversorger aus Düsseldorf, wo er den Geschäftsbereich Dezentrale Energieversorgung vertritt.

www.naturstrom.de

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