Transformation des Altstadtquartiers Büchel in Aachen: Gemeinsam entwickelt

Transformation des Altstadtquartiers Büchel in Aachen: Gemeinsam entwickelt

Städtebau & Quartiersentwicklung

Transformation des Altstadtquartiers Büchel in Aachen: Gemeinsam entwickelt

Text: Antje Eickhoff und Christoph Vogt | Foto (Header): © SEGA / ANDREAS STEINDL

Das Altstadtquartier Büchel in Aachen wandelt sich vom Parkraum zum Freiraum. Nach dem Abriss eines Parkhauses, das den Ort geprägt und die Entwicklung der Altstadt bisher blockiert hatte, erhält die Zukunft des Büchel nun ein Gesicht. Die gefundene städtebauliche Figur „offene Wiese“ wird nun Stück für Stück unter Einbezug der Stadtgesellschaft entwickelt.

Auszug aus:

Um den Bewohnenden in Aachen ein Stück historische Innenstadtstadt zurückzugeben, hat die Stadt Aachen 2019 Grundstücke von privaten Investoren erworben und die Städtische Entwicklungsgesellschaft Aachen (SEGA) gegründet. Diese steuert den Entwicklungs-, Planungs- und Bauprozess direkt aus ihrem Büro am Büchel. Ziel ist es, das neue Altstadtquartier Büchel zu einem qualitativ hochwertigen Ort zum Erholen, Wohnen und Arbeiten zu entwickeln, Veränderungen sichtbar zu machen und durch Möglichkeitsräume eine hohe Identifikation zu erreichen. Dazu hat die SEGA auf zivilgesellschaftliches Engagement, Partizipation sowie Pionier- und Zwischennutzungen gesetzt. In offenen Diskussions- und Entwicklungsprozessen beteiligten sich die Stadtgesellschaft, die Politik, die Verwaltung, der lokale Handel und externe Partner. Seit dem Frühjahr 2023 läuft auf der Fläche eines abgebrochenen Parkhauses die ZwischenZeit am Büchel – bespielt durch die Stadtgesellschaft. Mit dem Sondierungsverfahren „Stadt machen am Büchel“ wurden alle, die in Aachen wohnen, von Anfang an in den Prozess einbezogen und aufgefordert, eigene Ideen für den Büchel zu entwickeln und sich auch die Frage zu stellen: „Würde ich selbst in meine Idee investieren?“ Dieses Verfahren mündete in einen zweitägigen Stadtmacher und Stadtmacherinnen-Workshop und eine Konferenz für Ideengebende – und das unter Corona-Auflagen. Daraus hat sich eine Gruppe investitions- oder nutzungsbereiter Akteure etabliert, von denen sich viele bis heute aktiv am Büchel einbringen.

Die Planungen

Mit den Ergebnissen aus diesem Sondierungsverfahren haben SEGA und Verwaltung gemeinsam eine „kooperative Planungswerkstatt“ mit Planungsteams aus externen Büros und Mitarbeitenden aus der Stadtverwaltung durchgeführt, in der Szenarien zu den städtebaulichen Entwicklungsalternativen „Wissen“, „Wohnen“ und „Wiese“ entwickelt wurden. Nach einer breiten öffentlichen Debatte entschied sich die Politik einvernehmlich dafür, das Konzept „Wiese“ – also eine öffentliche Freifläche als zentrale Entwicklungsaufgabe – weiterzuverfolgen. So konnte der städtebauliche Rahmenplan beauftragt werden. Von Anfang an war eine Entwicklung in zwei Schritten vorgesehen, da nur die Grundstücke (ca. 5.000 m²) im ersten, südlichen Bauabschnitt der SEGA gehören. Im nördlichen Erweiterungsbereich befinden sich zahlreiche private Grundstücke. Bevor diese zu öffentlichen Freiflächen werden, bedarf es intensiver Verhandlungen und Gespräche zum Grunderwerb oder Flächentausch. Im Zweifelsfall werden das Bauplanungsund Sanierungsrecht helfen müssen. Auf Grundlage der städtebaulichen Planung und ergänzt um Ideen aus dem Beteiligungsprozess hat die SEGA für den Freiraum 2023 einen landschaftsplanerischen Wettbewerb ausgelobt. Überzeugt hat der Entwurf des Büros GM013 aus Berlin mit grünen Quartiersterrassen, stimmig angelegten Wegeverbindungen und einem Platz für Veranstaltungen und Aufenthalt vor dem größten zentralen Baufeld. Das Konzept berücksichtigt zudem Maßnahmen für die Folgen des Klimawandels und funktioniert sowohl im ersten Bauabschnitt als auch im gesamten Plangebiet. Inzwischen liegt die Ausführungsplanung für den Freiraum vor, und ab Anfang 2026 wird die erste Phase gebaut.

1 | Überblick über die vorgesehenen Nutzungen und Baufelder
Abbildung: TRINT + KREUDER D.N.A / SEGA

Seit dem Frühjahr 2023 läuft auf der Fläche eines abgebrochenen Parkhauses die ZwischenZeit am Büchel – bespielt durch die Stadtgesellschaft.
Bild: SEGA / ANDREAS STEINDL

Konzept für gemischte Nutzung

Mit dem Abbruch des Parkhauses wurden an drei Seiten städtebauliche Rückseiten freigelegt, an denen nun Baugrundstücke für Konzeptverfahren ausgewiesen sind. Hier zählen der beste Nutzungsmix sowie soziale, ökologische, städtebauliche und wirtschaftliche Kriterien. Im ersten Konzeptverfahren zum „Baustein Wissen“ im zentralen Bereich des Areals wurde 2023 die Fraunhofer Gesellschaft ausgewählt, die hier für das Fraunhofer Institut für Energieinfrastrukturen und Geothermie das „Zentrum für Energie und Klimatechnologie“ bauen wird. Das Konzeptverfahren für das Grundstück „RedHouse+“ wird bis September 2025 entschieden und Baufeld „Ausblick“ im Herbst 2025 veröffentlicht.

Veränderung gemeinsam bewirken

Die SEGA entwickelt das Altstadtquartier Büchel in enger Zusammenarbeit mit städtischer Verwaltung und Politik. Die bisherige Lebendigkeit ist v. a. dem ehrenamtlichen Engagement in der Bespielung der ZwischenZeit am Büchel, aber auch dem Soziokulturellen Zentrum Mefferdatisstraße (meffi.s) zu verdanken, für das die SEGA ihre Erdgeschossräume umgebaut hat. Daher war die Freude über den POLIS Community Award 2025 besonders groß, den die SEGA gemeinsam mit dem Projekt „meffi.s“ und „Lust auf Life“ (Bespielung leeres Kaufhaus) gewonnen hat. Der umfassende Ansatz des Projekts in Bezug auf Beteiligung sowie Planungs- und Ausschreibungsverfahren wäre ohne die Förderung als „Nationales Projekt der Stadtentwicklung“ durch die Bundesregierung nicht möglich gewesen. Das Bundesforschungsprogramm „Green Urban Labs II“ hat die Bespielung der ZwischenZeit am Büchel unterstützt. Mit weiteren Konzeptverfahren, der Verlängerung der ZwischenZeit und den beginnenden Baumaßnahmen Anfang 2026 zur Herstellung der dauerhaften Freifläche werden nächste Schritte umgesetzt – es bleibt spannend im Entwicklungsprozess des Altstadtquartiers Büchel.

Die Autoren


Antje Eickhoff und Christoph Vogt
Städtische Entwicklungsgesellschaft Aachen
GmbH & Co. KG

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