Im Gespräch mit Max Vogel: Flächenrecycling in Trier

Im Gespräch mit Max Vogel: Flächenrecycling in Trier

Im Gespräch mit Max Vogel

Flächenrecycling in Trier

Foto (Header): © EGP GMBH / ALBRECHT HAAG FOTOGRAFIE

Max Vogel

Foto: Max Vogel

Mit dem Bau von rund 960 Wohneinheiten schafft die Stadt Trier ein attraktives Lebensumfeld auf dem Gelände der ehemaligen Kaserne Castelnau. Das Areal, das sich über eine Fläche von rund 58 Fußballfeldern erstreckt, entwickelt sich zum heterogen strukturierten Quartier im Grünen. Max Vogel, Leading Consultant und Experte für Quartiersentwicklung bei Drees & Sommer, gibt Einblicke in die ganzheitliche Quartiersentwicklung und die Besonderheiten bei der Konversion ehemaliger militärischer Areale.

Auszug aus:

Herr Vogel, „Castelnau Mattheis“ ist das aktuell größte Neubaugebiet in Trier. Welche USPs sind aufgrund der Gegebenheiten und Lage hervorzuheben?

Castelnau Mattheis hebt sich durch zwei zentrale Merkmale hervor: Zum einen handelt es sich um eine ehemalige Konversionsfläche, deren Entwicklung einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Stadtentwicklung leistet. Solche Flächen bieten immer die Chance, bestehende Strukturen neu zu denken und städtebaulich sinnvoll zu nutzen. Zum anderen spielt die Lage eine entscheidende Rolle: Die direkte Nähe zum Wald sorgt für einen hohen Erholungswert und macht das Gebiet besonders attraktiv. Großzügige Freiflächen mit Spielplätzen, eine Freizeitwiese und eine tolle Höhenlage, die einen weiten Blick über Trier ermöglicht, runden das Angebot ideal ab. In der Summe entsteht so ein lebenswertes Quartier mit hoher Aufenthaltsqualität.

In Trier entsteht auf dem ehemaligen Gelände der Kaserne Castelnau ein neues Quartier mit rund 960 Wohneinheiten.
Foto: EGP GMBH / ALBRECHT HAAG FOTOGRAFIE

Welche Aspekte sind bei der Konversion von ehemaligen Militärflächen besonders zu beachten?

Die Entwicklung von Konversionsflächen – wie im Projekt Castelnau Mattheis, das wir gemeinsam mit der EGP GmbH, Gesellschaft für urbane Projektentwicklung, realisieren – bringt besondere Herausforderungen mit sich. Häufig ist eine Anpassung oder Neuschaffung des Baurechts erforderlich. Hinzu kommt die Sanierung von Altlasten im Boden sowie der Abriss von Bestandsgebäuden, was je nach Bauweise zeitund kostenintensiv sein kann. Ein zentraler Erfolgsfaktor für die Konversion der Flächen ist die frühzeitige Einbeziehung der Nachbarschaft, da es sich um zuvor abgeschottete Kasernenflächen handelt. Wir wollen das neue Quartier damit sozial und städtebaulich harmonisch in die Umgebung integrieren. Besonders wichtig ist hierbei, dass wir Bodensanierung, Entwässerung, Versorgung und den Städtebau eng verzahnen.

Was kommt diesbezüglich von baurechtlicher Seite zum Tragen?

Grundsätzlich gilt bei der Flächenentwicklung das Prinzip „Innen vor Außen“, um die tägliche Neuversiegelung in Deutschland von rund 50 ha zu reduzieren. Bei Konversionsprojekten beobachten wir eine höhere Priorität und Bereitschaft der Gemeinden und Städte, diese Flächen vorrangig zu entwickeln. Mangels vorhandener baurechtlicher Grundlage ist eine Anpassung oder Neuerstellung des Baurechts häufig notwendig. Auch braucht es gelegentlich Änderungen im Flächennutzungsplan. Neben den üblichen Gutachten für Bebauungspläne kommen je nach Nutzung zusätzliche Themen wie Denkmalschutz und umfangreiche Bodengutachten hinzu, um den spezifischen Anforderungen gerecht zu werden.

Die Ausgestaltung der Infrastruktur prägt das Erscheinungsbild eines neuen Quartiers. Welche Kriterien standen für die Erstellung des Mobilitätskonzepts im Vordergrund?

Im neuen Quartier wurden drei Bushaltestellen direkt an den zentralen Quartiersplätzen eingerichtet, um den Bewohnerinnen und Bewohnern eine bequeme und kurze Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr zu ermöglichen. Die Busverbindung wurde bewusst gleichzeitig mit den ersten Einzügen aufgenommen, sodass von Anfang an eine gute Erreichbarkeit sichergestellt war. So wird nicht nur der Individualverkehr entlastet, sondern auch die nachhaltige Mobilität innerhalb des Quartiers gefördert. Dadurch integriert sich das neue Wohngebiet auch optimal in das bestehende Verkehrsnetz der Stadt.

Wie verhält es sich mit der Nahversorgung?

Das Neubaugebiet liegt in fußläufiger Nähe zum Nahversorgungszentrum Trier-Feyen im vorgelagerten Quartier Castelnau, das u. a. einen Aldi, dm, Edeka und weitere Geschäfte beherbergt. Dieses Zentrum wurde – genauso wie das Quartier – ebenfalls von der EGP entwickelt. Es hat das Ziel, eine ausgewogene Mischung aus Einzelhandel, Gastronomie, wohnergänzenden Dienstleistungen und sozialer Infrastruktur zu schaffen. Eine fußläufige Verbindung über eine landschaftlich gestaltete Treppenanlage sorgt für eine gute Erreichbarkeit und fördert die Vernetzung zwischen den Quartieren, was den Alltag der Bewohnerinnen und Bewohner erheblich erleichtert.

Die ersten Bewohner sind Ende 2022 in das Teilgebiet „Auf der Höhe“ eingezogen. Wie ist der aktuelle Stand und wie geht es weiter?

Im ersten Bauabschnitt wird aktuell der erste Straßenendstufenausbau vorgenommen. Zudem ist der erste Spielplatz fertiggestellt und steht den Bewohnenden bereits zur Verfügung. Der erste Quartiersplatz befindet sich derzeit noch im Bau. Die Vermarktung der Stadtterrassen und insbesondere des urbanen Walddorfs läuft erfolgreich an. Parallel dazu werden die Planung und Ausgestaltung der Freizeitwiese sowie der landschaftlich gestalteten Treppe finalisiert, um das Freizeitangebot im Quartier weiter zu verbessern und den Erholungswert für alle zu erhöhen.

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